© Hans Klas
Mir ist der letzte Tag vor der Schonzeit letztes Jahr noch gut gegenwärtig, als wäre ich unterwegs zum Fluss. Ich sehe wieder den Frühdunst der ziemlich dick ist. Langsam nur geht es mit dem Auto vorwärts. Ich bin ungeduldig. Die ganze Fahrt überlege ich, was ich machen will, wo und wie. Bilder habe ich genug vor Augen, die Erlebnisse des letzten Jahres ziehen wie ein Film vorbei. Gerne will ich manches wiederholen, will die hübschen gerade maßigen Bachforellen genauso fangen, wie die eine oder andere der Größeren.
Oder setzte ich alles auf eine Karte und suche die große Räuberin, die ihre Kinder frisst? Und die Äschen? Werde ich die Äschen finden? Werde ich noch einmal zwei, drei Stattliche überlisten können? Wo wird die eine, deren Größe mich so überraschte, jetzt stehen?
Ich sehe meinen Fluss vor mir. Die schnellen Rauschen, die kleinen Kolke, die gemächlichen, empfindlichen Strecken mit den aufgereihten Forellenburgen. Die tiefen Gumpen mit den großen Kehrwassern, den trägen Wehrstau und den rasanten Wehrschuss. Trocken oder Nymphe, da oder dort, und in der einen Ecke warst du in der letzten Saison überhaupt nicht, obwohl Du es das ganze Jahr über wolltest.
So gehen meine Gedanken hin und her. Am Fluss sagt die innere Stimme: Frag’ das Wasser und warte auf Antwort! Nee Mensch – ich will jetzt anfangen, im kurzen Stau vor der Rieselstrecke ist immer was. Ich sehe mich schon die Nymphe dort anbieten und will zum Auto zurück, die Rute fertig zu machen. Und plötzlich ist er dann da, dieser Ring knapp unter der Brücke. Und noch einer, und ein dritter. Es war gut etwas zu warten!
So begann der letzte Tag vor der Schonzeit. Nun steht aber die neue Saison vor der Tür. Stürmt in mir nicht alles genauso zusammen, wie am jenem Tag letzten Oktober? Die Vorstellungen, die Wünsche, die Begierden? Die Kunst des Fliegenfischens besteht auch darin, die eigenen Pläne über Bord zu werfen und ganz offen zu sein für das, was das Wasser mir sagen möchte. Werde ich besser darin werden, dieses öfter zu fragen und auf Antwort zu warten? Wird die Beschaulichkeit endlich ihren Platz finden?”
Danke Hans Klas für das Einsenden dieser stimmigen Grübelein zum lang ersehnten Tag der neuen Saison, die erstmals im deutschen Fliegenfischer-Forum erschienen. Wer ebenfalls seine Gedanken, Ideen, Reiseberichte auf Forelle & Äsche veröffentlicht sehen möchte – nur zu, bin für Beiträge mit Bildmaterial immer offen.
Euch allen einen wunderschönen, erfolgreichen Auftakt zur Forellensaison 2016!
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J. Wegscheid says
Da spricht mir einer vollends aus der Seele……… ich meine das bin ja 100%ig ICH von dem da geschrieben wird ……. (;-)))
Sehr schöner Bericht!
Tankred Rinder says
In der Ruhe liegt die Kraft – Petri Heil in den nächsten Tagen.
Heribert Hahne says
Genau so habe ich es manches Mal erlebt. Ist immer wieder ein besonderer Tag – der erste Angeltag im neuen Jahr. Schoenes Foto, Hans Klas!
Tankred Rinder says
Heute bin ich beruflich noch verhindert – morgen hab ich Urlaub genommen. Wenn der Wetterbericht hält was er verspricht, kann ich gut die Trockene auspacken, trotz des bissigen Ostwinds.