Kein Leben, mein ehrwürdiger Schüler, kein Leben ist so freudvoll und beglückend, wie das eines wohlbedachten Anglers. Während der Jurist in seinen Angelegenheiten versinkt und der Staatsmann Anschläge verhindert oder plant, sitzen wir inmitten Schlüsselblumen, lauschen den Vögeln, und finden in uns die Ruhe der dahingleitenden Flüsse. (Izaak Walton, „Der Vollkommene Angler oder eines nachdenklichen Mannes Erholung“, 1653)
Sich mitzuteilen, Freunde und Unbekannte an Erlebnissen und Erfahrungen teil haben zu lassen, liegt in der Natur vieler Menschen. Ob egozentrisch oder altruistisch geprägt, zieht das Ausleben dieses Bedürfnis Interesse, Ansehen und Bewunderung nach sich. Wissensreichtum in Verbindung mit den Mitteln, Expertise medial zu verbreiten, führt oft zur Aufwertung von Personen zu Persönlichkeiten.
Lektüre die zur gegebenen Zeit Qualitätsmaßstäbe setzte, bescherte deren Verfassern Langlebigkeit, die deren Mortalität transzendierte. Unterschiedlichste Vertreter unserer Zunft, trugen mit ihren Innovationen und Erfindungsgeist, maßgeblich zur Entwicklung von Fliegenfischen wie wir es heute kennen bei.
Fliegenfischen als Freizeitvergnügen gewann ab dem 18. Jahrhundert an größerer Bedeutung. Auch wenn Europa noch weitestgehend absolutistisch organisiert war, konnte das Bürgertum – vor allem in England – deutlich an Einfluss gewinnen. Mit zunehmender Industrialisierung und steigenden Einkommen, stieg auch das Bedürfnis sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Erholung und Freizeitgestaltung wurden zunehmend zu einem zentralen Mittelpunkt der persönlichen Identität.
Gefischt, auch mit der Fliege, wurde bereits seit Jahrtausenden. Wissen um Praktiken, Köder und Gewässerkunde wurde dabei regional und zumeist mündlich überliefert. Mit zunehmender Möglichkeit zu verreisen, sowie der steigenden Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Ausrüstung, widmeten sich mehr und mehr Menschen dem Fliegenfischen als Zeitvertreib.
Somit wuchs das Bedürfniss nach der Verbreitung von Wissen, nach Ausrüstung und nach Technik. Abhilfe schaffen konnte dabei das rasch wachsende Verlags- und Druckwesen. Zeitungen wurden in ungeahntem Maß gedruckt, auch wenn der Kauf eines Blattes noch mit hohen Ausgaben verbunden war. Wen wunderts, dass Zeitungen durch viele Hände gingen und dabei mehrfach von unterschiedlichster Leserschaft, bis zum Auseinanderfallen weiter gereicht wurden.
Ruten- und Rollenhersteller, Hakenproduzenten und Schnurerzeuger erkannten die Chance, ihre Produkte nun nicht nur auf den Schlussseiten von Büchern zu vermarkten. Der Bedarf nach Finanzierung von Publikationen, eröffnete Hersteller aller Art von Produkten die Möglichkeit, Ware in Kleinanzeigen im jungen Medium Zeitung zu bewerben.
Steigendes Interesse für Fliegenfischen ließ den Wunsch nach fachmännischer Information stärker werden. Dieser Nachfrage wurde zu einem die Wiederauflage früherer Publikation gerecht – Dame Juliana Berners (15. Jhdt), Izaak Walton und Robert Venables (beide 17. Jhdt). Zum anderen gesellten sich zu den wahren Klassikern der Fliegenfisch Literatur, Veröffentlichungen damaliger Zeitgenossen (Richard Brookes, Charles Bowlker), die von einem wissbegierigem Publikum aufgesogen wurden.
Der größte Sprung nach vorne erfolgte schließlich im 19. Jahrhundert als unterschiedlichste Faktoren aufeinander trafen: Hochindustrialisierung, naturwissenschaftliche Entdeckungen, Fotografien, flächendeckende Verkehrserschließung, Wohlstand. Zu keiner anderen Zeit – auch nicht der jüngsten Vergangenheit – sahen sich Fliegenfischer, größerer Veränderung und für den Sport bedeutungsvollerem Fortschritt ausgesetzt. Somit wird das 19. Jahrhundert für Fliegenfischer beherrscht durch Erkenntnisse in der Entomologie, technische Errungenschaften in Ausrüstungsdesign, einem Wechsel hin zu flussaufwärts Praktiken, die Verbreitung der Trockenfliege, bis hinzu landrechtlichten Veränderungen betreffend des Zugangs von bis dahin öffentlichem und frei zugänglichem Gewässern.
Die Geburtsstunde des ‘modernen’ Fliegenfischens wird somit auch charakterisiert durch Persönlichkeiten, die sich in der intensiven Auseinandersetzung mit ihrer Leidenschaft darum bemühen, ihr Wissen und ihre Ideen einer breiten Mehrheit zu eröffnen. Diesen nachhaltigen Einfluss bedeutender Autoren zum Thema “Fliegenfischen” weiterhin am Leben zu erhalten, hat sich ‘Forelle & Äsche’, in tiefstem Respekt und Dankbarkeit verschrieben.
Um sich einen detaillierten Überblick zur Geschichte des Fliegenfischens zu verschaffen, führt kein Weg an Andrew Herd’s Buch ‘The Fly’ vorbei, welches man bereits jetzt – vier Jahre nach seiner Veröffentlichung – als einen Klassiker unter der fliegenfischbezogenen Literatur bezeichnen kann.
„Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren, sondern Glut am Glühen halten.“ Jean Jaurès (1859-1914)
Mehr über das Leben und Wirken bedeutender Fliegenfischer, gibt es in der unteren Menüleiste zu entdecken. Klickt auf die Kategorie ‘Persönlichkeiten‘.
SvenOstermann says
Bei der Great Dun wird auf der Bildtafel sogar der Riffle Hitch gezeigt ;-)
Tankred Rinder says
Riffle Hitch? Da hast Du mich leider abgehängt. Erzähl mir mehr bitte!
BG Tankred