Im Einklang mit dem Trend der letzten Jahre ist auch dieser März ausgesprochen trocken und seit kurzem sogar sehr warm und sonnig. Die Flüsse hier sehen gefährlich niedrig aus, doch noch scheinen die Fische wenig davon berührt zu sein. Sie nutzen die Gelegenheit des vorzeitigen Frühjahrs und schlagen sich an den meisten Tagen die Bäuche voll. Wenn auch in zurückhaltenderer und trägerer Art und Weise, verglichen mit den für diese Jahreszeit üblichen kurzen, auf wenige Stunden konzentrierten, Fressräusche.
Gewiss wurde diese Aktivität durch die rege Lebendigkeit der Insekten unter Wasser ausgelöst. Anders als zu der Jahreszeit üblichen Insektenaktivität zwischen 11:30 und 13:30, waren in diesem Jahr Baetis Rhodani Schlüpfe schon von 9:30 bis in den späten Nachmittag zu beobachten. Die sonnig warmen Temperaturen ermöglichten ihnen einen raschen Aufstieg von der Oberfläche und nicht wenige Angler waren perplex anhand des Ausbleibens von danach steigenden Fischen. Diese haben sich zwar nicht an der Oberfläche gezeigt, aber es entging mir nicht, dass die Fische aktiv und in Fresslaune waren. Die meisten Fänge erfolgten auf Nassfliegen und Nymphen – von den zwei Dutzende oder so Fischen die mir in diesem Jahr ans Band gingen, kamen erst fünf auf die Trockenfliege und der Rest stürzte sich auf Nymphen oder Spiders. Mir scheint die Fische platzierten sich den Blick nach unten gerichtet, um in der Strömung aufsteigende Nymphen zu erhaschen. Mit der Trockenfliege war ich nur an turbulenten Pooleinflüssen erfolgreich, wo der ein oder andere Fisch sich versunkene Duns nicht entgehen lassen wollte. Dieses Verhalten erschien mir ungewöhnlich, verglichen mit den an und für sich in ruhigen Pools etwas weiter hinter liegenden Fischen, die ohne Mühe und Anstrengung dort Duns aufschnappen.
Egal, ich fischte bis jetzt dreimal am Fluss Eden und genoss tolle Angelei in prächtigem – wenn auch windigem – Frühjahrswetter. Mit Ausnahme des 2lb Fisches von letztem Montag, war keiner wirklich größer als 1,5lb und doch waren sie relativ leicht zu fangen. Welch Wohltat nach diesem Winter in dem sich nichts ereignete, außer zahlreiche störende Risse an meiner #5 Schnur.
Diese fit wirkende Forelle war die beste vom Rest. Wir haben allen Grund optimistisch auf die kommende Saison zu sehen. Abgesehen vom regen Baetis Rhodani Schlupf war eine gute Anzahl am Märzbraunen (Rithrogena germanica) zu beobachten. Wie ich erst kürzlich berichtete, machten sich diese rar in den letzten Jahren und eine vermeintliche echte Märzbraune, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Large Brook Dun (Ecdyonurus torrentis). Am einfachsten sind die beiden daran zu unterscheiden, dass erstere dunkle Flecken an deren Femuren (das oberste Beinglied) haben. Es ist ein Erkennungsmerkmal der Rithrogena Gattung und ist ebenfalls an Olive Uprights (R. semicolorata) zu sehen.
Am Freitag wurden Bob und ich Zeuge eines guten Schlupfs. Bob nahm sich die Zeit hinzusetzen und beobachtete ein kurzes aber intensives Ausschlüpfen von Märzbraunen Subimagos. Die Fische waren überhaupt nicht daran interessiert, doch vermutlich lag es am strammen Wind flussab, der die Fliegen im Nu von der Oberfläche abhob. Ein Stück weiter flussab, bedingten es die Umstände, dass ich dem Wind den Rücken zukehren musste und ein Team an Spiders, bestehend aus Märzbraunen und Large Dark Olive Spiders fischte. Drei Forellen stiegen bei dieser Taktik ein. Es war interessant zu beobachten, dass alle drei den MB Spider am mittleren Seitenarm, der Waterhen Bloa am obersten Arm und der kleinen oliven Nymphe mit Kupferkopf zur Ankerung des Teams, bevorzugten.
Im Großen und Ganzen war die Ausbeute aber dünn. Wir hätten lieber einzelne steigende Fische gezielt befischt, doch unsere Suche nach ihnen blieb vergebens. Der Anfang des Tages aber gab uns Grund genug zu großer Freude auf die kommenden Monate.
Später widmeten wir uns der ersten Insektenprobe des Jahres am Fluss Eden und Eamont. Die vorgefundene Anzahl an Insekten war höchst zufriedenstellend und in sehr gesundem Zustand. An allen fünf Stellen die wir untersuchten fanden wir eine große Zahl an Baetiden and Heptageniden Nymphen. Die Eamont Probe brachte zudem viele kleine Steinfliegen und Gehäuselose Köcherfliegen (Rhyacophila, Hydropsyche) zutage. Die litoralen Steine beider Flüsse sind außerdem von kleinen Iglus aus Partikeln überzogen die agapetus Köcherfliegen behausen. Selbstverständlich hielten sich unzählige Steinklammerer Nymphen (Märzbraune) darauf auf und die dunklen Flügelscheiden wiesen auf einen baldigen Schlupf hin (während einer Probe schlüpften tatsächlich zwei davon in der Schale vor uns). Der Reichtum an Wirbellosen war ermutigend und erschien in einem gesundem Zustand, wie ich ihn zuletzt vor zwei Jahren sah, als ich der Angler’s Monitoring Initiative (AMI) beitrat. Das Foto der Olivefarbenen Nymphen unten entspricht ca 7cm2.
Ein interessanter Fund an der letzten Probenstelle des Tages (Fluss Eden bei Appleby) war ein Bachneunauge. Diese primitiv aussehenden Kreaturen ähneln oberflächlich betrachtet einem winzigen Aal, abgesehen von den seitlich hinter dem Kopf angereihten Kiemenöffnungen und dem seltsam anmutenden Saugmaul. Ich sah eines zum ersten Mal und habe keine Eile, eines so schnell wieder zu Gesicht bekommen – es gruselte mir vor ihm!
Das mag sich für manche nach keiner besonders seltenen Begebenheit anhören, für mich war es trotzdem ein Debüt. Das Insektenlarvenmonitoring gab mir viel Grund zur Hoffnung und die Entdeckung dieses Vertreters der Kieferlosen überzeugte mich davon, dass meine geschätzten Heimgewässer – zur Zeit zumindest – in einem besseren Zustand sind, als ich vermutete.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag an Matt Eastham – einem fanatischen Fliegenfischer, der seine Besessenheit fürs Fischen, Fliegenbinden und die Fotografie lange Zeit im nun vom Netz genommenen Blog North Country Angler festhielt. Als geschätzter Schreiber und Fotograf liefert er regelmäßig Beiträge für Publikationen wie Trout & Salmon und Eat, Sleep, Fish.
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Heribert Hahne, BC Kanada says
Tankred, was Du hier geschrieben hast, predige ich schon seit einem halben Jahrhundert ….
Es hat sich schon um einiges gebessert. Leider gibt noch immer zu viele Ignoranten – und Angler, die zu wenig lesen!
Tankred Rinder says
Heribert – so ein kleines Kick-sample im Fluss gibt interessante Rückschlüsse und ist zudem faszinierend. Durch meine rosa Brille schreibe ich Fliegenfischern ein breit gefächertes Interesse an unserer Leidenschaft zu. Gibt ausreichend doom and gloom abseits davon. Grüße nach Kanada, Tankred