
Überlebensgroße Charaktere gibt es im heimischen Fliegenfischen so einige. Da muss man wirklich nicht weit über die Grenzen hinaussehen. Bei genauer Überlegung ist die Liste sogar lang: Die 300-Tage-im-Jahr Angler, die Weltenbummler, die Tackleexperten, die Technikversierten, die Insektenversteher, die Fischflüsterer, die Leinenpeitscher, die Gerätebauer, die Federwickler, die Flügelkleber, die Gewässerretter, die Dammbauverhinderer, die Fotojunkies, die Videomacher, … setze einfach den Namen eines dir bekannten Fanatikers aus unserer Mitte ein.
Was sie alle gemeinsam haben, trotz gelegentlicher Zurückhaltung und manchmal sogar Schüchternheit, ist ein mehr oder weniger bekanntes öffentliches Profil. Ein Ansehen in der Szene geht mit Überlebensgröße Hand-in-Hand. Stell’ dir also meine Verwunderung vor, als ich von einem fliegenfischenden Autor kontaktiert wurde, dem nichts mehr am Allerwertesten vorbei geht, als Teil einer Szene zu sein. Der während der letzten 30 Jahre nichts anderes wollte, als einfach seinen eigenen Parcours abzustecken aus: Mit der Fliege zu fischen, reisen und Geschichten zu schreiben.
1990 sitzt Tom Jacob während eines Studiensemesters am schottischen Fluss Spey. Er beobachtet Figuren, die bis zum Bauch im Wasser stehen und lange Angelruten schwingen, als ob sie Buchstaben in die Wolken ritzen; sie fischen auf Lachs. Genau das wollte er von da an auch machen.
Heute blickt er zurück auf ein Leben als reisender Fliegenfischer, das ihn viel weiter geführt hat als auf den nächsten Kontinent. Die Sehnsucht nach Forellen und Lachsen war Anlass für seine Reisen. Die wirkliche “Beute” jedoch waren die Begegnungen am Wasser mit besonderen Menschen aller Couleur: Große, Kleine, Arme, Reiche, Glückliche und Unglückliche, Betrunkene und Abstinenzler. Dazu Nationalisten, Freigeister, Schmutzige und Herausgeputzte. Nur Frauen ist er fast nie begegnet, was er bedauert.
Alle waren am Fluss, weil sie das strömende Wasser auf die eine oder andere Art lieben. So wie er selbst.
Tom Jacob ist seit über drei Jahrzehnten Fliegenfischer, wobei ihm das Werfen von Fliegenruten seit jeher besonders am Herzen liegt. Er bindet seine Fliegen selbst, restauriert altes und baut neues Angelgerät, gibt sein Wissen in Fliegenfischerkursen weiter und schreibt über das Fischen.
Geboren wurde er im Herbst 1966 am Bodensee und lebt heute im schönen Badnerland. Er ist gelernter Lithograph und studierter Forstingenieur. Im Laufe seines Lebens war und/oder ist er begeisterter Segelflieger, Fallschirmjäger, Verleger, Lektor, Bogenschütze, Jäger, Motorradfahrer, Steinmetz, Trauerredner, ehrenamtlicher Seelsorger und noch ein paar Dinge mehr.
Wie er zum Fliegenfischen kam, hat er in einem unterhaltsamen Beitrag auf der Seite von Forelle & Äsche beschrieben. Eine Leseprobe aus Der Forellensammler gibt es auch. Viel Freude mit dem unglaublich packenden Debüt von Tom Jacob.
Tight lines,
Tankred Rinder – Forelle & Ãsche Verlag
Der Forellensammler von Tom Jacob ist ab sofort im Shop von Forelle & Äsche Verlag erhältlich.
Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dieses Buch ist eine Sensation.
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