Mittlerweile konntet Ihr euch alle Grundtechniken – Einspannen des Hakens, das Garn korrekt am Haken anbringen, den Kopfknoten – beibringen. Mit diesen Grundlagen seid Ihr im Stande, eine Fliege von Anfang bis zu Ende zu binden. Nun verbleibt nur noch zu erlernen, welche Techniken Ihr zwischen diesen beiden Schritten beherrschen müsst.
Barry ist der Überzeugung es ist zielführender, mit einem einfachen Muster die nächsten elementaren Bindetechniken aufzuzeigen, anstatt jede verbleibende Anwendung einzeln vorzustellen. Beim ersten Versuch werdet Ihr unter Umständen den Umgang mit dem Material schwierig finden, speziell wenn Ihr vielleicht größere Finger besitzt und nicht an feinmotorische Tätigkeiten gewöhnt seid. Doch Barry versichert Euch, diese Fertigkeit stellt sich rasch ein.
Was er jetzt von Euch möchte ist, dass Ihr sechs Stück des unten angeführten Musters bindet. Versucht diese Fliege, so gut es Euch gelingt, fertig zu stellen. Nehmt Euch Zeit und bemüht Euch die Proportionen der Fliege korrekt umzusetzen. Durch die Fertigstellung der einzelnen Fliegen, jeder weiteren Übung in der Materialhandhabung sowie im Umgang mit einzelnen Techniken, werdet Ihr die einzelnen Bindeschritte besser verstehen lernen. Ordnet die gebundenen Fliegen der Reihe nach an und Ihr werdet substantielle Verbesserungen in der Qualität der fertigen Fliegen Nr.1 – Nr.6 feststellen.
Denkt daran, bei Fragen steht Euch Barry gerne zur Verfügung. Postet einfach eure Frage in den Kommentarteil seines Beitrags – Montana Nymphe.
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Für die erste Übung zum Binden einer kompletten Fliege, habe ich die Montana Nymphe ausgewählt. Dies ist keine willkürliche Wahl. Die Montana Nymphe ist nicht nur ein besonders ausgezeichnetes Muster, mit dem ich beinahe alle Fischarten – von Barsch über Forelle & Äsche bis Lachs – fangen konnte. Diese Fliege besteht auch aus vielen einfachen Bindetechniken, die in hunderten, wenn nicht tausenden anderen Mustern, Anwendung finden.
Die aus den 50-er Jahren stammende Montana Nymphe besitzt heute Kultstatus. Das Original – die Montana Stone – wurde vom New Yorker Lew Oatman erstmals gebunden. Der Idee zur Nachahmung dienten zahlreiche, große Steinfliegen und das Muster hatte kein bestimmtes natürliches Vorbild. Mittlerweile wird die Montana Nymphe in verschiedensten Varianten gebunden. Das gelbe Chenille kann durch grünes oder rotes ersetzt werden, und das schwarze mit hellem olivfarbigen. Natürlich kann das Muster auch mit einem Gold oder Tungstenkopf ergänzt werden. Gerade in der kühleren Jahreszeit und auch besonders an Stillwassern, ist die Farbe grün/gelb in Kombination mit schwarz eine höchst fängige Farbzusammenstellung.
Bevor Ihr beginnt, stellt sicher dass Euer Bindetisch aufgeräumt ist und einzig die zum Binden dieses Musters benötigten Materialien vor Euch liegen. Das einzige Werkzeug, das Ihr gebrauchen werdet sind eine scharfe Schere, Dubbing Nadel, Hechelklemme und einen Kopfknotenbinder. Sich Bindetechniken beizubringen, gleicht dem Erlernen mit Stäbchen zu essen. Anfänglich wirken die Schritte sehr kompliziert, doch mit der korrekten Einweisung in den Bindevorgang, wird das Fertigstellen der Fliegen sehr einfach und nach einem halben Dutzend Fliegen, vergisst man diese Schritte nicht mehr.
Haken: Mustad R73 9671 #6-12
Garn: Schwarz
Schwänzchen: Hahnenhechelfibern schwarz
Hechel: Hahn schwarz
Körper: Schwarze Chenille
Thorax: Grüne oder gelbe Chenille mit Wickelblei unterlegt
Flügelscheide: Schwarze Chenille
Nachdem Ihr den Haken sicher im Bindestock befestigt und das Bindegarn am Haken angebracht habt, entfernt ein Büschel lange schwarze Hahnenhechelfibern von deren Stamm. Bindet diese an der Hakenbeugung als Schwänzchen ein, sodass diese gerade als Verlängerung des Hakenschenkels hinter der Beugung liegen. Das Schwänzchen sollte ungefähr 2/3 der Schenkellänge betragen.
Nehmt ein kurzes Stück Bleidraht, bringt dieses einige Millimeter hinter dem Hakenöhr an und wickelt dieses in engen Umwindungen Richtung Schenkelmitte. Deckt zuletzt das Blei mit Garn ab und führt das Garn an das Hakenende, wo das Schwänzchen beginnt.
Schneidet ein ungefähr 10cm langes Stück schwarze Chenille – oder ein wenig länger, wenn Euch dadurch das Binden leichter fällt – und bindet diese am Hakenschenkel ein, beginnend am Ende der Bleiumwicklung. Bindet die Chenille entlang des Hakenschenkels nieder bis zum Beginn des Schwänzchens.
Als nächstes umwindet Ihr den Hakenschenkel 5-6 Mal in engen, gleichmäßigen Umwindungen, bis ungefähr die Hälfte des Hakens abgedeckt ist. An der Stelle bindet ihr die Chenille mit 2-3 Umwicklungen des Garns ab.
Durchtrennt den Rest der Chenill noch nicht. Nehmt das lose Ende der Chenille und bindet es eng an das Ende der Chenilleumwicklung nieder. Keine Sorge, wenn die Chenilleschlaufe groß ist. Sie wird zu späterem Zeitpunkt gestutzt.
Nehmt ein kurzes Stück grüne Chenille und befestigt es auf dem, durch die Bleiumwicklung entstandenen Rücken. Bindet es eng bis an das Ende der schwarzen Chenille.
Bevor Ihr nun mit der nächsten Chenille Umwicklung beginnt, bringt an derselben Stelle wie zuvor die Chenille, eine schwarze Hahnenhechel an.
Wickelt die grüne Chenille in engen, gleichmäßigen Windungen zum Hakenöhr.
Umwickelt den Haken mit der Chenille und bindet sie am Hakenöhr ab. An dieser Stelle achtet Ihr darauf, ausreichend Platz vor dem Öhr zu lassen, um die Fliege später final abzubinden.
Sobald die grüne Chenille abgebunden wurde, greift Ihr die Hechelspitze mit der Klemme und umwickelt den grünen Thorax in gleichmäßigen Windungen. Achtet darauf, dass die Fibern der Hechel, nach hinten in Richtung Hakenbeugung zeigen. Wird dieser Schritt korrekt ausgeführt, entgeht Euch nicht, dass die Windungen perfekt und in gleichmäßigen Abständen erscheinen.
Am Hakenöhr angelangt, bindet Ihr die Hechel ab und entfernt den Rest der Hechel mit einer feinen Schere.
Nun zurück zur schwarzen Chenille Schlaufe. Greift die Schlaufe mit der rechten Hand auf und legt sie über den Thorax der Nymphe, um die Flügelscheiden zu bilden. Bindet die Schlaufe mit 2-3 Garnumwicklungen, so nahe am grünen Chenille als möglich ab.
Vorsichtig wird nun der Rest der Chenille abgetrennt und die Fliege mit einem Kopfkonten abgeschlossen. Versucht den Kopf der Nymphe nicht zu groß werden zu lassen. Verseht den Kopf rundum mit einem Tropfen Lack. Benutzt die Dubbingnadel zum Auftragen des Lacks.
So sieht die Montana Nymphe aus der Vogelperspektive aus. Verdeutlicht Euch die Proportionen des Schwänzchens, Körper, Thorax und der Hechel. Vergleicht die Proportionen des Fotos mit Euren eigenen Kreationen, bevor Ihr den nächsten Bindeversuch unternehmt.
Der besonders herzliche Dank von Forelle & Äsche richtet sich an Barry Ord Clarke’s The Featherbender, dessen freundliche Unterstützung diese Übertragung aus dem Englischen ermöglichte.
Viel Erfolg!
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