Ging es nur mir so, oder empfandest du die Wochen und Monate seit Saisonstart ebenfalls etwas mühsam. Gefühlt stehe ich seit Wochen in den Startlöchern, um mein neues Gewässer ausführlich zu erkunden. Anders als vielleicht zu erwarten gewesen wäre, mit dem Antritt eines neuen Jobs, waren es nicht in erster Linie die beruflichen Verpflichtungen, die mich davon abhielten. Es war eindeutig das Wetter. Mir ist schon bewusst, dass der ein oder andere Fliegenfischer das als Ausrede abtun wird. Vermutlich wird er oder sie behaupten, dass es kein ungeeignetes Wetter gibt, und einzig meine Einstellung mich davon abhält, dem Fluss einen Fisch zu entlocken. Mit Sicherheit ist da etwas dran. Wie bei vielen Dingen im Leben, gilt es auch beim Gang ans Wasser manchmal den inneren Schweinehund zu überwinden. Also zog ich einfach los.
Hochwasserentlastung
Mein schon Anfang März einsetzende Euphorie wurde aber Tag-für-Tag vom nervösen Blick auf die Seiten des Wasserpegels der letzten Wochen ausgebremst. Erst Mitte April beschloss der Wasserversorger den regenbedingten kontinuierlichen Ablass aus der Talsperre einzustellen. Scheinbar konnte er nicht eher mit Sicherheit einen Übertritt an der Staumauer ausschließen. Die Situation war insofern bizarr, dass keine farbige Brühe mich und meine Kollegen an der Angelei hinderte, sondern die Menge des Abflusses. Es war schon seltsam – Wasserhochstand bei schnapsklarem Fluss. Der kurzen einsetzenden Normalisierung ab Mitte April, folgt nun seit der zweiten Maiwoche der nächste Anstieg des Pegels. Egal, Zeit um die geflickte Wathose auszutesten bestand allemal.
Wathosen reparieren
In der jüngsten Ausgabe von FliegenFischen war ein recht interessanter Beitrag über das Flicken von Wathosen. In der Vergangenheit habe ich mich sogar mehrmals darin selbst versucht. Große Risse die im Folge eines ‘Unfalls’ beim Übersteigen von Zäunen passierten, ließen sich tatsächlich einfach wieder dicht machen. Unsichtbare (Mikro-) Löcher aber bedeuteten eine riesige Herausforderung, für die ich mir während des letzten Winters tatsächlich professionelle Hilfe suchte. Händler oder Hersteller ignorierte ich geflissentlich, da ich mir keine Hilfe erhoffte bei einer vier Jahre alten Wathose – auch wenn sie von Patagonia ist. Vom slowenischen Service Waders Repair erhielt ich eine Email auf meine Anfrage mit sage und schreibe einunddreißig Fotos von markierten Stellen an denen meine Waders Wasser einließen – meist an den Nähten und Säumen. Was soll ich sagen? Ein phänomenaler Service vom Anbieter, der nicht nur meine Wathose trocken legten. Für die Reparaturkosten von 110€ erhielt ich auch eine zweijährige Garantie. Dry again – unfassbar! Der ausbleibende anglerische Erfolg wurde so trotzdem zu einem vollen Genuss!
*Anmerkung: Die Empfehlung erfolgt aus freien Stücken und die Reparatur habe ich selbst bezahlt.
Dry or Die
Mit dieser juvenilen Floskel habe ich so meine Schwierigkeiten. Bringt er doch sofort ins Gedächtnis, mit welcher Leichtigkeit ich in der frühen Jugend den Todesschwur an meine Mod-Existenz brach, nachdem ich erst von Northern Soul, dann New Wave, dann Collegerock und Noise ein Fan wurde – inklusive aller dazugehörigen Dresscodes – bevor mit Chicago House, was ohne Soul/Gospel/Funk/Disco undenkbar gewesen wäre, sich der Kreis bei der 60er Kultur wieder schloss. Wet or Dry? Ist mir einerlei!
Das Schlagwort Dry ist dennoch erfreulicherweise ein ernst zu nehmendes Motto an meinem neuen Heimgewässer. Das kurze dreiwöchige Fenster mit vernünftigem Wasserstand nutzte ich so oft und gut es ging – eine Woche Urlaub inklusive. Als bekennender Nymphenfischer kitzelte ich zwar Fische aus Standplätzen, an dem meine Kollegen weniger erfolgreich waren. Es erstaunte mich aber nicht wenig, wie steigfreudig die Forellen dort sind, auch wenn sie ihre Oberflächenaktivität nicht schon von weiten verrieten. Die Vielzahl an schlüpfenden, fliegenden und kriechenden Insekten fielen nicht nur mir auf: Von den Frühjahrsboten Baetis Rhodani zu den über Wochen hinweg verlässlich schlüpfenden Olive Upright, über kleine Köcherfliegen, bis hin zu großen Steinfliegenlarven war alles zu beobachten.Von meinen Dry Fly Mitanglern werde ich mit einiges absehen können.
Neue Bücher im F&Ä Verlag
Das unbeständige Wetter der vergangenen Wochenenden kam mir ganz gelegen, um fortzusetzen, was schon längere Zeit eine gehörige Portion Energie und Konzentration beanspruchte. Allen voran die Arbeit an gleich zwei Büchern mit Veröffentlichungsdatum 2023. Wer an den jüngsten Beiträgen etwas zwischen den Zeilen gelesen hat, könnte vielleicht den Eindruck gewonnen haben, dass sich mir die Sinnhaftigkeit dieses Einsatzes in zeitlicher und finanzieller Hinsicht immer öfter nicht mehr so ganz erschließt. Viele Selbst- oder Teilselbstständige geraten immer wieder mal an diesen Punkt, denke ich. Doch die beiden Bücher in Arbeit waren projekttechnisch schon so weit fortgeschritten, sodass ich ein mögliches Ende der Verlagstätigkeit fürs Erste keine ernsthafte Überlegung wert ist. Auf beide Projekte bin ich richtig stolz und zudem der festen Überzeugung, dass das eine in philosophischer, das andere in praktischer, Hinsicht einen sehr wertvollen Beitrag zur heimischen ‘Kultur’ des Fliegenfischens leisten. Ich bin gespannt, ob meine Begeisterung geteilt werden wird.
Das Federspiel: Gelebtes Fliegenfischen – Alfred Baudisch
Schon in wenigen Wochen wird das zweite Werk vom Wiener Autor Alfred Baudisch erscheinen. Angesichts seines vor zehn Jahren veröffentlichten, umfangreichen und viel beachteten Buches Fliegen, Flossen & Glossen, war nicht unbedingt mit einem Nachfolger zu rechnen. Als hätte sich der Autor ‘save the best for last’ gedacht, kommt er in seinem jüngsten Werk erzählerisch erst so richtig in die Gänge. Mit der Meinung stehe ich nicht allein dar und alle Testleser sind sich darin bislang einig. Schien er im Erstlingswerk stilistisch eine Weile zu brauchen, um seine Worte und Sprache zu finden, knüpft er in Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen mühelos an die aussagekräftige zweite Hälfte seines Debüts an.
Augenzwinkernd, ohne dabei zwanghaft witzig erscheinen zu wollen, nimmt uns Alfred Baudisch mit auf seinen sehr persönlichen Werdegang zum fischereilichen Genussmensch. Das drückt sich u.a. schon in der Wahl des Titels aus. Oder wusstest du ohne zu recherchieren, dass Federspiel nicht einzig für die Kunst der Verführung unserer Köder steht, sondern ebenso für einen Wein aus Niederösterreich? Und von der lebensvereinnahmenden Leidenschaft Fliegenfischen wusste schon Charles Ritz zu berichten.
Alfred Baudischs zu Hause ist das Wasser. Wo vor fünfzig Jahren seine lebenslange Reise zum Fliegenfischer – der vielseitigsten Form eines Anglers – begann. Wer gerne reist, hat bekanntlich viel zu erzählen. Nach tausenden über den Kescher geführten Fischen bleibt jedoch die Erkenntnis: Wichtiger als der Anschlag der Waage sind die Liebe zur Natur und ihren Lebewesen im Speziellen. Wer lange genug mit der Fliegenrute in der Hand unterwegs sein durfte, wird diesen inneren Wandel an sich selbst auch erkennen. Und doch wird so manchem Fisch, erst durch die Erinnerung an ein unvergessliches Erlebnis, ein kleines bisschen Ewigkeit geschenkt.
Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen ist grandios und ich verspreche: Wer von den Angelerzählungen im F&Ä Verlag bisher begeistert war, wird mit dem Buch von Alfred Baudisch eine große Freude haben.
Wenn dich das jetzt neugierig gemacht hat, oder du dich sogar immens darauf freust, da dir der Autor bestens bekannt ist, dann nichts wie rüber in den Shop. Vorbestellungen nehme ich schon jetzt dankend an und Du sparst so an Versandkosten. Zum Druck eingereicht wird das Buch mit Ende dieser Woche am 26.5.2023
Line Poetry – Christopher Rownes
Mit Ende des Jahres, rechtzeitig vor der Weihnachtszeit, soll ein Buch zum Fliegenwerfen vom weit bekannten und hoch geschätzten Wurflehrer Christopher Rownes erscheinen. Dass er den F&Ä Verlag als ideales Zuhause für sein Werk ansieht, lässt meine Brust vor Stolz anschwellen. Das Team an Fotografen rund um ihn ist gewaltig und die Aufnahmen und Zeichnungen lassen mich sprachlos zurück. Es ist ein durchaus komplexes Projekt, mit dem wir versuchen den Spagat zwischen Anleitungsbuch und Kunst- bzw. Coffetable Book zu spannen. Denn genau das trauen wir der Tätigkeit Fliegenwerfen zu. Die Eleganz und Leichtigkeit seines Wurfstils ist photografisch beeindruckend festgehalten und die korrespondierenden Illustrationen von Veit Dresmann vermitteln ästhetisch und zugleich präzise und verständlich jeden einzelnen Schritt zum gelungenen Wurf. Auch für dich! Wir dürfen ganz unverhohlen von Line Poetry – der Poesie eines Wurfs – sprechen.
Wenn du dich jetzt genau so auf die neuen Bücher freust wie ich, dann nichts wie rüber in den Shop zum aktuellen Angebot. Das Federspiel – Gelebtes Fliegenfischen wird Ende Juni zum Kauf erscheinen. Line Poetry soll bis November fertig sein. Bis dahin wartet noch eine Menge an Arbeit auf das Team und mich. Bei aller gebotenen Vorsicht – ich darf durchaus zufrieden und sanft optimistisch in die Zukunft blicken. Dasselbe wünsche ich Dir auch! Tight Lines, Tankred
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