In Teil 1 der Serie zum klassischen stromauf Nymphenfischen beschäftigten wir uns mit dem ‘Warum?’ dieser Taktik. Teil 2 lenkte das Augenmerk auf das ‘Womit?’ stelle ich Forelle & Äsche in diesem Kontext nach. Im heutigen Beitrag widmet sich North Country Angler Matthew Eastham dem sicherlich wichtigsten Aspekt. Wo und wie platziere ich meine Nymphe? Präsentation ist die Summe aus Standort, Gewässerstruktur, Gewässertiefe und zuletzt Fliessgeschwindigkeit. Diese Faktoren bestimmen nicht nur die Wahl unserer Muster, sondern auch zum Großteil welche Anbietetechnik der Fliegenfischer anwendet, um seine Nymphen in das Gesichtsfeld seiner Beute zu bringen.
Nymphen Anbietetechniken by Matthew Eastham
Das Nymphenfischen eignet sich wie alle anderen Fliegenfischmethoden auch, in erster Linie unter ganz bestimmten Voraussetzungen. In den Beiträgen der Vorwoche verwies ich bereits darauf, dass Nymphenfischen eine hervorragende Universalmethode zum Suchen und Finden von Forelle & Äsche darstellt, wenn sich diese nicht an der Oberfläche zeigen wollen. Doch unter welchen Bedingungen und an welchen Flussabschnitten greift man am besten auf Nymphen zurück? Nun, die Beantwortung dieser Frage ist zum Teil auch abhängig von welcher Form des Nymphenfischens wir hier sprechen. Der Motor hinter dieser Serie war, was man üblicherweise als ‘klassisches North Country stromauf Nymphenfischen’ bezeichnen würde. Vielleicht wäre aber genau an dieser Stelle der richtige Zeitpunkt gekommen, verschiedene untergeordnete Disziplinen etwas genauer zu beleuchten.
In den letzten fünfzehn Jahren oder so, führten die Entwicklungen des Wettbewerbsfischens und die Verbreitung von Erfahrungen, die englische Mitglieder der Nationalmannschaft von Europäischen Fliegenfischern sammeln konnten, zu weitreichenden Veränderungen an die Herangehensweise Fließgewässer zu befischen. Wir alle haben in der Zwischenzeit von Czech Nymphing gehört. Vielleicht auch von Polnischen rollenden Nymphen, Nymphenfischen mit geflochtenen Vorfächern (braid nymphing), bugging, französischem und spanischem Nymphenfischen, etc. etc. etc! Für den Neuling mag sich das alles verwirrend anhören und zugegeben, diese Methoden sind Fachgebiete die allesamt Anpassungen an die Vorfachzusammenstellung voraussetzen und für sehr spezifische Situationen geeignet sind.
Ich neige dazu, diese unterschiedlichen Methoden als entgegengesetzte Ausgangspunkte des zusammenhängenden Ganzen zu betrachten. An einem Ende der Skala befindet sich die Ablage leichtgewichtiger Nymphenmuster in seichtem Niedrigwasser. Am anderen Ende des Spektrums das Schleudern schwergewichtiger Larvenimitationen, in tiefe, mächtige und strömungsreiche Flusssysteme. Auf jeden Fall ist das wesentliche Prinzip dasselbe. Nymphen in korrekter Tiefe und überwiegend ‘dead-drift’ zu präsentieren und diesen gelegentlich mit einer ‚induced-take‘ Bewegung, Leben zu verleihen.
Es ist naheliegend, dass ein gezieltes Fischen auf tief stehende Winteräschen entlang der Strömungskante eines kräftigen Laufs, mittels eines kurzen Lupfers und stark beschwerten Nymphen erfolgen muss. Geraten die Nymphen trotz der Fließgeschwindigkeit in die korrekte Wassertiefe, stehen die Chancen günstig, Äschen die unter diesen Bedingungen nicht bereit sind ihren Standort zu weit zu verlassen um eine treibende Nymphe abzufangen, zum Zupacken zu verleiten.
Und umgekehrt, Niedrigwasserstände und klares Wasser im Sommer, in dem launische und scheue Fische im knietiefen Wasser fressen, verlangen nach gänzlich anderen und auch subtileren Methoden. Dabei lohnt es sich auf sehr lange Vorfächer und winzige Nymphen wie beim sehr beliebten ‚French Nymphing’ zurück zu greifen. Und zwischen diesen beiden Polen finden sich selbstverständlich weitere graduelle Unterschiede in den Anwendungen.
Ganz im Gegenteil zu den Behauptungen der fischereilichen Fachpresse und Tackleherstellen und deren Versuchen, diese Entwicklungen als Neuigkeiten zu verkaufen, können alle diese taktischen Erneuerungen auf traditionelle Praktiken zurückgeführt werden. Unterhaltet euch mit erfahrenen Veteranen des Sports und ihr werdet feststellen, dass selbst diese mit Fliegen unterschiedlichster Sinkrate, als auch mit flussauf gefischten kurzen Fliegenschnüren gefischt haben. Hausverstand und die Fähigkeit, das Wasser auf das wir stoßen richtig zu lesen, werden den reflektierenden Fischer letztendlich die richtige Wahl treffen lassen. Die untenstehende Fotos zeigen nun einige unterschiedliche Gewässertypen prädestiniert zum Nymphenfischen.
Czech/ Polish/ Braid Nymphing mit kurzer Schnur
Der mittlere River Eden ist zur Winterzeit ein Fluss geprägt von starker Strömung. Im abgebildeten langen Pool ist der Grund geröllbedeckt und Wassertiefe als auch Fließgeschwindigkeit sind gleichmäßig. Bedingungen dieser Art verlangen bauchtiefes Waten. Zudem befindet sich eine große Anzahl an Äschen in diesem Flussabschnitt. Einige davon in beachtlicher Größe. Dieses Szenario bedingt gut beschwerte Larvenmuster um in diesen Umständen rasch auf Grund zu gehen. Um hier erfolgreich zu sein, muss dieser Pool gründlich abgesucht werden um auf Fische zu stossen.
Klassisches stromauf Nymphenfischen – im Auge des Pools
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wann ich den Begriff Auge des Pools (Gumpen) das erste Mal hörte. Jedoch stieß die Bezeichnung bei mir auf Anklang und ich erinnere mich seitdem an diese Aussage. Im Zusammenhang der Gliederung eines Pool ‚Einlauf – Hauptteil – Ausläufer’ (riffle – body – tail), ist genau diese Zone die Stelle nach der ich in einem Pool Ausschau halte. Der langsam fließende Mittel- oder Hauptteil des Gumpens ist zumeist ungeeignet für das Nymphenfischen. Und die Rieselstrecke am Einlauf des Pools ist zumeist zu flach um ausgereifte Fische zu beherbergen.
Der kurze Abschnitt jedoch zwischen Einlauf und Hauptteil an dem die Fließgeschwindigkeit abnimmt, ist für den Nymphenfischer von sehr großem Interesse: Stellen so zwischen 70 – 130cm Tiefe und gutem Durchfluss, kräftigen Strömungslinien, Furchen und mitunter gebrochenes Wasser. Man weiß einfach wenn man am ‚Auge des Pools’ ankommt – man erkennt den ‚Sweet Spot’ – und Bisse folgen in der Regel rasch. In der obigen Abbildung des mittleren River Ure, ist das ‚Auge des Pools’ die von Schaumbläschen gekennzeichnete Strömungslinie entlang des Zusammentreffens der beiden Flussarme, die sich um die kleine Insel bildeten. Fünfzehn Meter gespannter Erwartung!
Im Titelfoto dieses Beitrags sehen wir Phil Price der in genau diesem ‚Sweet Spot’ steht, sich vom unteren Ende des Einlaufs hochfischte und die letzten paar Meter ausreizt, bevor sich der Fluss am Hals des Pools in turbulenten Überlagerungen bricht.
Klassisches stromauf Nymphenfischen – Pocket Water
Lange seichte und unruhige Läufe wie in der obigen Abbildung, schreien danach mit Nymphen befischt zu werden – dennoch lohnt es sich nach subtilen Oberflächenstörungen, großer steigender Fische Ausschau zu halten. In jenen Verhältnissen findet man nicht ein einziges ‚Auge’, sondern spinnennetzartige Gruppierungen mehrerer kleiner davon. Ein Durcheinander an Flusssteinen, tiefe Kolken im Flussbett, wirbelnde Läufe und unerwartete Hinterhalte, die allesamt das zu Hause erstaunlich großer Fische sind. Ein Duo an Nymphen an kurzer Schnur an geeignete Stellen geworfen, kann eine große Anzahl an Fischen in relativ kurzen Flussabschnitten hervorbringen. Ziel muss es sein die Fliegen in jeden nur möglichen Winkel zu befördern. Leader-to-hand Techniken können in diesem Szenario erfolgreich sein.
Französische und andere Nymphenfischen Methoden – krautige/ kiesige Läufe
Terry Cousin aus Penrith fischt hier mit der Trockenen. Jedoch eignet sich der flache, krautige River Eamont bestens, leichte Nymphenmethoden anzuwenden – kleinste Nymphen an extrem langen Vorfächern – für die Forelle & Äsche gewillt sind die gesamten Wassersäule hoch zu steigen um diese abzufangen.
Was es zu beachten gibt
Wie beim Fischen im Allgemeinen gibt es auch beim Nymphenfischen keine verbindlichen Regeln. Dennoch kann man durchaus sagen, dass sich gewisse Gewässerstrukturen weniger gut dazu eignen. Ausläufe von Gumpen taugen wenig, beschleunigt sich doch der Ausfluss des Gumpens an der Stelle. Stellt das Trockenfliegenfischen schoen eine große Herausforderung an jenen Stellen dar, so bleibt dem Fischer dennoch die Option das Vorfach schlaff abzulegen, um eine kurze drag-freie Drift zu ermöglichen. Die Versuche eine Nymphe in ähnlicher Manier zu präsentieren, resultieren häufig in unerwünschtem Drag. Zudem neigen Fische an jenen Plätzen dazu besonders achtsam zu sein. Selbst der Plop eines leichtgewichtigen Musters veranlasst diese, hastig den Standort zu verlassen und eine riesige Bugwelle vor sich herschiebend zu flüchten.
Der träge Mittelteil eines Gumpens eignet sich ebenfalls wenig zum Nymphenfischen. Fließt das Wasser zu langsam, oder ist dieses zu tief, verhalten sich künstliche Nymphen wenig naturgetreu im Wasser. Die genaue Inspektion durch einen beiläufig vorbei schwimmenden Fisch, bestehen diese in den seltensten Fällen. Hebt diese Abschnitte für die Trockenfliegenfischerei auf.
Abschließend – wie bereits eingangs erwähnt – ist Gewässertiefe am Einlauf des Gumpens so gering, dass man dort in erster Linie Jungfische antrifft. Im Hochsommer schieben sich Forellen gelegentlich an die rasch fließenden sauerstoffreichen Einläufe. Nicht oft wie ich jedoch feststellen konnte, insbesondere wenn entgegen kommendere Futterplätze in Reichweite sind.
Das Warum? Womit? Wie? geklärt, möchte ich im abschließenden Teil der Serie, allgemeine Hinweise zur klassischen, stromauf Nymphenfischerei ansprechen.
Unser Buch ‚Nymphenfischen – Geheimnisse entlarvt‘ ist ab sofort erhältlich
Von Nymphen und Nymphenfischen – pt. 4
Von Nymphen und Nymphenfischen – pt. 2
Von Nymphen und Nymphenfischen – pt. 1
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Tankred Rinder says
Hi Alex,
ich bin immer wieder überrascht, wie positiv meine Beiträge selbst von sehr erfahrenen Fliegenfischern aufgenommen werden. Danke für das Lob!
Tight Lines
Tankred
Alex says
Hallo,
vielen Dank für diesen interessanten und informativen Artikel. Ich bin gespannt auf den vierten Teil.
Tight Lines!
Alex