© Wikimedia Commons: Mike Cline
Gegenwärtig erhebt sich im Kreis der Begeisterten für das Fliegenfischen, der Ruf nach einem Verbot für die Verwendung von Widerhaken beim Fang von Forelle & Äsche. Das dieser Aufruf – mit möglichen weitreichenden Konsequenzen für den allgemeinen Fischfang – auf wenig Zustimmung von Grundanglern und Spinnfischern treffen würde war abzusehen. Die erhitzte Diskussionen selbst in der Gemeinde der Fliegenfischbegeisterten überrascht mich dennoch nicht wenig.
Angeregt durch Frank Möbus’ Aufruf zur Unterzeichnung der Initiative gegen die Verwendung von Widerhaken beim Fischfang, wollte ich mir in Erinnerung rufen weshalb ich bereits seit meiner Zeit bei der Grundfischerei vor dreißig Jahren, auf die Verwendung von Widerhaken verzichte.
Der gelegentlich Anblick von Karpfen und Schleien mit entstellten Mäulern in meiner Jugend, hat offensichtlich damals bereits bleibende Eindrücke hinterlassen. Ermutigt von einem inspirierten Kapitalfischangler – der nach bestem Wissen seit über zwanzig Jahren nun Fly-only fischt – entledigte ich mich sehr schnell der Widerhaken. Der Griff zur Mittenklemme vorm ersten Auswurf war so normal, wie das Füllen des Handballens mit Maden und Teig.
Auf die Unterschiedlichkeit von Mäulern und deren Knochenstruktur wird in der Diskussion zu pro/ contra widerhakenlos gerne hingewiesen. Missachtet wird dabei nur, dass widerhakenlose Haken leichter und mit weniger Anstrengung selbst in hartes Gewebe eindringen. An verknöcherte Maulpartien kann das mit Widerhaken versehene Teil leicht abrutschen, anstatt ordentlich zu greifen. Die leichte Erhebung die beim Andrücken von Widerhaken zurück bleibt, bietet Widerstand genug um vor Entgleiten des Hakens zu schützen.
Wichtige Unterstützung bei der Forderung nach einem schonendem Umgang mit Forelle & Äsche können sicherlich die Hersteller und Verkäufer von Haken leisten. Ein Schritt in diese Richtung wurde dabei von Achim Stahl und seinem Handel Serious-Flyfishing unternommen. Der Nachlässigkeit der Hersteller entgegenwirkend, widerhaken freie Produkte kostengünstig ins Sortiment zu integrieren, werden die im Laden von Achim Stahl erhältlichen Haken fachkundig um ihren Widerhaken gebracht und mit einem 15% Preisnachlass versehen. Ein bedeutender und hervorhebenswerter Schritt, mehr Käufer für widerhakenloses Fischen zu gewinnen.
Die Karten sind im Aufeinandertreffen Fisch gegen Mensch nicht mehr gerecht verteilt, wenn man die uns jetzt zur Verfügung stehenden Mittel zum Fischfang betrachtet. Brustwathosen um in immer tiefer gelegene Flussabschnitte vorzudringen. Sinkschnüre und Fliegenbeschwerungen um Forelle & Äsche in ihren letzten Rückzugsgebieten nach zu stellen. Bissanzeiger um über die fehlende eigene Sicht- und Reflexstärke hinweg zu täuschen. Ein Mass an Selbsteinschränkung ist erforderlich um die Waagschale wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Verlust eines kapitalen und vielleicht hart erarbeitenden Fisches ist schmerzvoll, jedoch beileibe nicht das Ende der Welt.
„Many men go fishing all of their lives without knowing that it is not fish they are after.“ Henry David Thoreau
Der Schutz untermassiger oder sich in Schonzeit befindlicher Fische ist sicherlich ein gewichtiges Argument, gegen die Verwendung von Widerhaken. Doch der rücksichtslose, vielleicht bloß ignorante Fischer wird sich nicht so schnell um den Einsatz dieser Haken bringen lassen. Der Appell an die Vernunft zum behutsamen Umgang mit dem Geschöpf Fisch, verpufft wie die aus der Seitenleiste gezogenen Icons eines Apple Macs. Vielleicht stimmt das Betrachten Marc Fauvets Sammlung an blutgefrierenden Hakenverletzungen, den einen oder anderen Zweifler an der Zweckmäßigkeit widerhakenfreien Geräts um. Selbstschutz vor Fischschutz so zu sagen.
Die Verantwortlichkeit des schonenden Fischfangs – wovon widerhakenfreies Fischen nur ein Teil ist – muss von uns allen umweltbewusst agierenden Fliegenfischern ohne wenn und aber in die Öffentlichkeit getragen werden. Und etliche von uns praktizieren seit vielen Jahren den schonenden Fischfang ohne Widerhaken, ohne dadurch erhöhte Fangverluste zu erfahren. Ein ganz bestimmt zwingendes Argument, für um Fangquote besorgte FischerInnen.
So mancher wiederum ist vielleicht noch immer nicht ganz überzeugt – You can’t teach an old dog new tricks oder Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – und wird die Gewohnheit bis auf weiteres nicht einstellen wollen, oder für die Sinnhaftigkeit zu überzeugen sein.
Um aber Neuhinzugestossene für die Richtigkeit des Verzichts auf Widerhaken zu erwärmen, bedarf es weiterer Initiativen wie der von Frank Möbus angestossenen, oder den Mehraufwand an Serviceleistung wie von Achim Stahl initiiert. Wie wäre es mit Bindeanleitungen und Fotografien ohne Angstbart?
„Ich habe an alle die Bitte, wohl möglichst, wenn es geht, wenn Sie es übers Herz bringen, ohne Widerhaken zu fischen“ Hans Gebetsroither
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Sir Saturday says
Hallo Tankred,
ich persönlich freue mich sehr, ebenfalls zu denjenigen zu gehören, die im Leben noch kein durch Haken entstelltes Fischmaul gesehen haben. Dass ich keine dreißig Jahre alt bin, interpretiere ich wohlwollend als gutes Zeichen dafür, dass der durchschnittliche Umgang mit dem gehakten Fisch seit deiner Jugend besser geworden ist. Hoffen wir es mal.
Ich muss unumwunden zugeben, dass es auch bei mir bisweilen zu Gezerre am Fisch kommt, weil sich der Widerhaken nicht lösen will. Gerade bei der Arbeit mit dem Hakenlöser an zu tief gehakten Fischen ist das häufig ein Problem: Man hat den Haken mit dem Werkzeug zu greifen bekommen und führt ihn noch ein wenig tiefer, um ihn zu entfernen. Dabei rutscht der Haken jedoch nicht aus dem Fleisch heraus, sondern bleibt häufig im denkbar ungünstigsten Winkel am Widerhaken (ein weiteres Argument für die Verwendung von Schonhaken / sachgemäß angedrückten Widerhaken) hängen. Manchmal muss der Haken – womöglich sogar explizit aufgrund des Widerhakens – im Fisch verbleiben und ich sehe mich zur Verwertung gezwungen.
Es gibt Studien zu der Frage, ob und wie Fische in ihnen verbleibende Haken wieder loswerden können. Ganz unabhängig von der Qualität solcher Studien und deren Glaubwürdigkeit (die ich hiermit weder zu bekräftigen noch zu bezweifeln suche), kann das nicht als Königsweg zum schonenden Zurücksetzen eines gefangenen Fisches betrachtet werden. Das Tier erlebt wohl in den meisten Fällen mindestens zeitweise signifikante Einschränkungen durch einen in ihm verbleibenden Haken, oder verendet schlussendlich doch.
Dementsprechend gibt es für mich künftig nur einen Weg: Widerhaken andrücken!
In einem Punkt muss ich dir jedoch vehement widersprechen:
Für Einige geht es leider sehr wohl noch “um Leben und Tod beim Fang von Fischen”. So drastisch muss man es tatsächlich ausdrücken. Ich habe das beispielsweise von Anglern auf der polnischen Seite der Neiße, aus erster Hand, erfahren, weil ich im Brandenburgischen am Grenzfluss wohne und dort hin und wieder vorbeikomme. Ich bezweile nicht, dass es dort Menschen und mithin Angler gibt, die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen.
Tankred Rinder says
Hallo Sir Saturday,
es ist beruhigend zu erfahren, dass sich das Verhalten, die Technik und die Gerätschaft der Angler sich seit den Jahrzehnten meiner Jugend dahingehend verändert hat, dass von Anglern verursachte Deformationen zum Glück schon lange der Vergangenheit angehören.
Dass es Angler gibt – nicht nur in Polen, sondern mitunter auch im wohlhabenden Westteil Europas – die sich in der wenig beneidenswerten Situation befinden, den gefangenen Fisch monetär gegen das knapp bemessene Lebensmittelbudget umzurechnen, bezweifle ich nicht.
Ob angeln zu gehen, unter Berücksichtigung der Kosten für Ausrüstung, Lizenzen und der Ungewissheit ob der Fang für den Verzehr tatsächlich gelingt, der effizienteste Weg zur Sicherung der Lebensgrundlage ist stelle ich in Frage. Würdevoller als so manch anderes Unterfangen zur Erfüllung des Existenzminimums ist es auf jeden Fall.
LG Tankred
Zobota says
Hallo Tankred,
dieser Artikel und dein Blog gefallen mir außerordentlich gut.
Mir fiel sofort auf, dass hier viel Mühe im Detail steckt.
Ich setze mich aktuell erstmals seitdem ich angle (seit über 15 Jahren) aktiv mit dem Thema Widerhaken auseinander.
Angestoßen hat dies die neue sächsische Gewässerordnung (Ausgabe 2018 – 2020), welche unter 4.3.2. (im Abschnitt “Salmonidengewässer”) folgendes verordnet: “Alle verwendeten Köder dürfen nur einen einschenkligen, widerhakenlosen Einzelhaken besitzen. Einzelhaken mit selbst angedrücktem Widerhaken sind zulässig.”
[Quelle: http://www.landesanglerverband-sachsen.de/user_content/files/Informationen/gewaesserverzeichnis.pdf%5D
Eine kurze Internetsuche brachte mich u. a. hierher.
Ich wollte mich kundig machen, wie man Widerhaken korrekt andrücken und welche Werkzeuge man dafür verwenden kann.
Ursprünglich war es nicht mein Ziel, das “Für & Wider” von Widerhaken zu betrachten – zumindest nicht so intensiv, wie ich es mit der anglerischen Verwendung von bestimmten Schwermetallen halte. Es ging mir lediglich darum, widerhakenlose Haken für jene Gewässer bereit zu haben, wo deren Verwendung gesetzlich vorgeschrieben ist.
Weil ich mir meiner Verantwortung für die Lebewesen denen ich nachstelle jederzeit bewusst bin, stelle ich mir, nicht zuletzt aufgrund deines Artikels, jedoch nun die Frage, ob ich generell auf Widerhaken verzichten sollte.
Da du bereits einige Argumente ins Feld geführt hast, an denen ich meine eigene Position überprüfen kann, möchte ich hiermit gern zu zwei, drei Punkten Stellung beziehen.
“Der gelegentlich Anblick von Karpfen und Schleien mit entstellten Mäulern in meiner Jugend, hat offensichtlich damals bereits bleibende Eindrücke hinterlassen.”
[1. Kommentar:] Bleibenden Eindruck würden durch Haken verursachte entstellte Fischmäuler auch bei mir hinterlassen. Bisher habe ich solche nicht gesehen. Ich mag dir die Erfahrung allerdings glauben und würde mit der Argumentation sicherlich d’accord gehen, wenn du dafür Anschauungsmaterial auftreiben kannst.
“Auf die Unterschiedlichkeit von Mäulern und deren Knochenstruktur wird in der Diskussion zu pro/ contra widerhakenlos gerne hingewiesen. Missachtet wird dabei nur, dass widerhakenlose Haken leichter und mit weniger Anstrengung selbst in hartes Gewebe eindringen. An verknöcherte Maulpartien kann das mit Widerhaken versehene Teil leicht abrutschen, anstatt ordentlich zu greifen. Die leichte Erhebung die beim Andrücken von Widerhaken zurück bleibt, bietet Widerstand genug um vor Entgleiten des Hakens zu schützen.”
[2. Kommentar:] Ich denke nicht, dass widerhakenlose Haken per se “leichter und mit weniger Anstrengung selbst in hartes Gewebe eindringen”. Ähnlich der konischen Verjüngung der Hakenspitze, oder derer einer Kanüle, kann ein Widerhaken – wie eine Spritze in menschliche Haut – in ein Fischmaul eindringen. Vorausgesetzt der Haken ist qualitativ hochwertig verarbeitet und geschliffen. Zahlreiche andere Faktoren beeinflussen den Eintrieb des gesamten Hakens: Schnurspannung, Anschlag, die Position des Hakens im Fischmaul … , wie auch Form (von Haken und Widerhaken) sowie die Positionierung des Widerhakens (am Haken).
Ein Widerhaken kann auch nicht an verknöcherten Maulpartien abrutschen, weil die zuvor zwangsläufig bereits ins Fischmaul eingedrungene Hakenspitze den Hakenschaft (inkl. Widerhaken) durchs Fleisch führt, ähnlich wie ein Nagel beim Eintreiben ins Holz nicht mehr abrutschen kann, wenn dessen Spitze erst einmal gegriffen hat.
Dass die “leichte Erhebung die beim Andrücken von Widerhaken zurück bleibt” genug Widerstand bietet, “um vor Entgleiten des Hakens zu schützen”, kann ich mir wiederum sehr gut vorstellen.
“Die Karten sind im Aufeinandertreffen Fisch gegen Mensch nicht mehr gerecht verteilt, wenn man die uns jetzt zur Verfügung stehenden Mittel zum Fischfang betrachtet. Brustwathosen um in immer tiefer gelegene Flussabschnitte vorzudringen. Sinkschnüre und Fliegenbeschwerungen um Forelle & Äsche in ihren letzten Rückzugsgebieten nach zu stellen. Bissanzeiger um über die fehlende eigene Sicht- und Reflexstärke hinweg zu täuschen. Ein Mass an Selbsteinschränkung ist erforderlich um die Waagschale wieder ins Gleichgewicht zu bringen.”
[3. Kommentar:] Dass die Karten “im Aufeinandertreffen Fisch gegen Mensch nicht mehr gerecht verteilt” sind, kann ich absolut unterschreiben, nur sind wir weit davon entfernt die Karten neu zu mischen, indem wir widerhakenlos fischen. M. E. sind wir AnglerInnen den Fischen ungeachtet dessen haushoch überlegen und ich habe keine Anhaltspunkte für eine valide Einschätzung dafür, wie viel Selbsteinschränkung konkret erforderlich ist, “um die Waagschale wieder ins Gleichgewicht zu bringen”. Reicht es aus auf Brustwathose, Sinkschnüre, Köderbeschwerung, Bissanzeiger … zu verzichten, oder sollten wir auf industriell gefertigte Rollen, Kohlefaserruten, künstliche Schnüre … verzichten, um Chancengleichheit herzustellen. Womöglich wäre das nicht genug und lediglich der Einsatz selbstgebauter Hilfsmittel, oder gar nur der eigenen Hände, erwirkte die Balance, die es wann genau einmal gegeben haben soll?! Vielleicht ist ein Mensch einem Fisch schlichtweg qua Natur überlegen. Eventuell waren wir seit unserer Existenz ein natürlicher Feind der Fische – andersherum jedenfalls ganz sicher nicht.
Was ich hier vermeintlich polemisch überzeichnet darstelle, soll lediglich verdeutlichen, wie wenig Ahnung wir Menschen von dem Kräfteverhältnis zwischen uns und den Fischen eigentlich haben können. Zumal es etlichen Variablen unterliegt. Die Situation vor Ort ist in großem Maße entscheidend, weniger das one on one in einer idealisierten rein theoretischen Situation. Oder anders; ein Fisch im Mittelwasser eines großen Stroms steht in einem anderen Verhältnis zum “Evtl.-vom-Angler-gefangen-werden”, als ein Fisch im sichttiefen Wasser eines einen Meter breiten Baches.
/ein Spinnfischer ;)
Tankred Rinder says
Hallo,
und vielen Dank für das Lob und Deinen ausführlichen Kommentar. Ich begrüße Deine Offenheit bei der Auseinandersetzung mit der neuen sächsischen Gewässerordnung zum Schonhaken.
Fotografische Belege zu entstellten Mäulern kann ich keine liefern und beziehe meine Erfahrungen auch wirklich aus meiner Jugend, die nun doch schon dreißig Jahre zurückliegt. Ob es an größerer Achtsamkeit der Angler oder der Nutzung kleinerer Haken liegt, dass dieses Erscheinungsbild scheinbar nicht mehr so häufig ist kann ich nicht sagen. Meine Betonung lag auch auf ‘gelegentlich’. Doch an das Gezerre, um einen mit Widerhaken versehenen Haken zu lösen, kann ich mich gut erinnern. Das fühlte sich für mich schon damals nicht schonend und waidgerecht an. Vor allem wenn der Fisch aus welchen Gründen auch immer zurück gesetzt werden sollte.
Deine Erklärung zum festen Sitz eines Hakens in knochigen Mäulern klingt einleuchtend. Dass Drillinge dabei vielleicht im Vorteil sind, kann ich mir auch gut vorstellen. Dass ein Einzelhaken mit Widerhaken durch dicht besetzte Zahnreihen eines Hechts nicht ganz so leicht ins Fleisch eindringt, wie ein Einzelhaken hört sich dennoch für mich schlüssig an.
Deine Sicht der Dinge im Aufeinandertreffen der Kräfte zwischen Mensch und Fisch gefällt mit gut. Denn ja, Fische werden Menschen sicherlich als elementfremde Feinde wahrnehmen, vor denen es sich zu schützen gilt. Worauf ich ähnlich polemisch wie Du hinaus wollte ist, sich der Überlegenheit durch immer weitere technische Hilfsmittel bewusst zu werden und von Zeit zu Zeit, Fischen einen Rückzugsraum zu überlassen, in den Angler auch außerhalb der Schonzeit nicht eindringen, da es für uns Angler schon sehr lange nicht mehr um Leben und Tod beim Fang von Fischen geht. Hand aufs Herz – wir alle konnten schon uns selbst oder andere dabei beobachten, gute Benimmregeln bis an die Grenzen des Erlaubten auszureizen.
Wünsche Dir weiterhin viel Spaß bei der Recherche des Themas. Ich bin mir sicher, dass die neue sächsische Gewässerordnung Deine Erfolge am Wasser in keinster Weise beeinträchtigen wird.
Tight lines, Tankred
Jürgen Häfele says
Hallo Tangred,
danke für deine Antwort. Wenn das Thema Fisch und Mensch schon so sensibel gesehen wird!
„Die Karten sind im Aufeinandertreffen Fisch gegen Mensch nicht mehr gerecht verteilt, wenn man die uns jetzt zur Verfügung stehenden Mittel zum Fischfang betrachtet. Brustwathosen um in immer tiefer gelegene Flussabschnitte vorzudringen. Sinkschnüre und Fliegenbeschwerungen um Forelle & Äsche in ihren letzten Rückzugsgebieten nach zu stellen. Bissanzeiger um über die fehlende eigene Sicht- und Reflexstärke hinweg zu täuschen. Ein Maß an Selbsteinschränkung ist erforderlich um die Waagschale wieder ins Gleichgewicht zu bringen“
Und worin besteht die Einschränkung?
Dann doch wohl ohne wenn und aber zu Gunsten der Fische. Allein ein Eindringen eines Hakens verursacht Schmerz und Stress. Es liegt in unserer Natur, dass wir immer alles zu unserer Zufriedenheit interpretieren und meinen, damit sei das eigene Gewissen bereinigt.
Für mich ist das Fliegenfischen und seine Nebenerscheinungen meine Passion mit täglich neuen Herausforderungen. Ich bin auch eher der Aktive und sich sehr oft am Fischwasser Befindende. Und das nicht nur zum Fischen, denn nur hier versteht man die Zusammenhänge zwischen Flora und Fauna und wird teil des Ganzen. Im Zeitalter des Internet wird oft nur noch im Netz agiert. Schade.
Jeder der in Deutschland fischen geht hat eine umfangreiche Fischereischeinprüfung bestanden und ist bestens geschult. Die richtigen Utensilien und die Handhabung für das Lösen eines Haken versteht sich doch von selber. Das Benutzen eines Keschers ist genau so fragwürdig, wie vieles mehr…
Alle wir, die die Annehmlichkeiten der Zivilisation in Anspruch nehmen, sind mit verantwortlich, dass das Gleichgewicht Kreatur und Mensch absolut nicht mehr gegeben ist. Es macht immer Sinn auch mal über den Tellerrand zu schauen. Jede Kultur hat seine eigenen Ansichten und Erfahrungen im Laufe der Zeit gesammelt. Das Verhältnis der Chinesen (ausgenommen der in China lebenden Buddhisten) zur Kreatur ist im Gegensatz zu uns ganz anders. Die in Japan so beliebte Bass-Fischerei stellt für mich aber ein ganz anders Bild dar. Unter den Haken von Ken Sawada gibt es gerade mal einen Barbless Haken.
„Klink & Dink“ – ist das denn etwas anderes oder besseres? Sorry, ich finde da keinen Unterschied, ob eine Fliege oder mein aus Antron bestehender Bissanzeiger.
Ich lebe so gut es geht naturnah, genieße aber dennoch die Annehmlichkeiten unserer Zivilisation und bin somit auch Schuld an der Zerstörung unseres Ökosystems. Natürlich geht es auch um die kleinen Dinge im Leben und das man den Angstbart nicht braucht, ist mir klar, genau so wenig wie einen Kescher oder das unnötige Waten in Bächen und kleinen Flüssen. Fliegen aus Materialien von Tieren sind ein weiterer Punkt über den es zu diskutieren sich lohnt. Wir sind doch keine Missionare die Naturvölker bekehren wollen und sollten die Kirche im Dorf lassen.
Ich möchte es hiermit auch belassen, aber noch anmerken, dass mir dein Block sehr gefällt.
Ich wünsche dir eine schöne Fischwaid in der hoffentlich jetzt beginnenden Saison.
Mit besten Grüßen Jürgen
Tankred Rinder says
Hallo Jürgen,
verzeih bitte die verspätete Antwort. Urlaub, Arbeit, Fliegenbinden, Recherche und Bloggen gönnen mir erst jetzt die Zeit, da ich mit einer Erkältung im Bett liege, auf Deinen abermals interessanten Kommentar zu antworten.
Deinen Worten entnehme ich, dass Du mit viel Hingabe und auch Rücksicht unserem liebsten Hobby nachgehst und – der absolut springende Punkt – im letzten Absatz Deines Kommentars mir ein Körnchen Wahrheit eingestehst, in meiner Ausführung zu notwendigen Einschränkung bei der Ausübung der Fischerei.
Erfolgt diese nicht, wird diese womöglich von oben übergestülpt. Bis in die frühen 90er verzichtete auch kaum jemand auf lebende Köderfische, bis deren Einsatz verboten wurde.
Somit wollte ich mit dem Artikel zum Ausdruck bringen, dass eine Schaffung des Bewusstseins über das eigene (Zuwider-) Handeln, in Zeiten zunehmen Drucks auf sensible Ressourcen (z.B. natürlicher Flusskilometer inklusive deren Bewohner), Vorraussetzung sein wird, auch in Zukunft unserem Hobby nachgehen zu können.
Recht gebe ich Dir, was Klink & Dink betrifft. Unterscheidet sich nicht vom Bissanzeiger, mal abgesehen das die danach steigende Forelle & Äsche auch hängen bleibt. Meine Einstellung zu Bissanzeigern habe ich in meinem vorigen Kommentar geäussert, vertrete jedoch die Meinung – jeder wie er möchte! Ohne macht es mir einfach mehr Spass.
Auch ich möchte das Thema wie du selbst, nun beenden. Ich schätze am Fliegenfischen die Vielfalt an Techniken, als auch die Charaktere die es ausüben.
Es freut mich, dass Dir mein Blog gefällt und ich wünsche mir, Dich weiterhin als Besucher und Leser anzutreffen.
Ich hoffe, dass Du in Schweden nun auch den Saisonstart einläuten konntest und wünsche dir ebenfalls eine erfolgreiche Fischwaid.
Freundliche Grüße
Tankred Rinder
Jürgen Häfele says
Hallo Tankred,
ich bin Fliegenfischer aus Leidenschaft und befasse mich auch schon lange mit der Thematik Schonhaken: Ja oder Nein.
Eine „Initiative gegen die Verwendung von Widerhaken beim Fischfang“ (Petition) lehne ich absolut ab. Jeder – und davon gehe ich aus – ist ein verantwortungsbewusster Fischer, der nach besten Wissen seiner Leidenschaft nachgeht.
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“, dieser Satz ist eine Anmaßung. Ich bin in einem Salmoniden-Schutzverein organisiert mit vielen engagierten Mitgliedern vom Schlosser bis hin zum Professor und finde, dass sie mehr für den Fortbestand der Salmoniden tun, als so manch anderer Fischer. Ob sie mit oder ohne Widerhaken fischen, macht für mich absolut keinen Unterschied.
Ich habe schon viele interessante Fliegenfischer beim Lachsfischen kennengelernt. Egal, ob an der Mörrum, Em, Gaula, Driva, Orkla oder auch in Schottland und Irland: Alle ihre Fliegen hatten Widerhaken.
Diesen sogenannten Angstbart gibt es schon seit Menschengedenken und jetzt meinen ein paar Übersensibilisierte, es sei nicht mit dem Gewissen zu vereinbaren, einen Widerhaken zu verwenden.
Das was Herr Stahl da macht, wäre sehr lobenswert, wenn er ohne Kompromisse seinen Standpunkt vertreten und nur Fliegen und Haken ohne Widerhaken verkauft. So geht es nur ums Geschäft und Prinzipien werden zurück gestellt. Doppelmoral?
„Samlung an blutgefrierenden Hakenverletzungen“
Jede Verletzung ob mit oder ohne ist sehr schmerzlich und zu bedauern… Es wäre eine Überlegung wert, alles was einen Haken hat, ähnlich in der Zigarettenindustrie mit Fishing Kills zu versehen…
Ich durfte ein paar Original Killer Bug von Frank Sawyer in der Hand halten und hatte nicht das Gefühl, das sie mich anwidern. Es ist verwunderlich, dass hier auf dieser und auf verlinkten Seiten Fliegen mit Angstbart zu sehen sind!!!
In allen einschlägigen Fliegenfischen-Magazinen ist er stets zu bestaunen… Man sollte erstmal seine Hausaufgaben machen und nicht im Vorwege so laut trommeln.
Es ist besser, an Gewässerpächter und Besitzer zu appellieren, nur Schonhaken zu verwenden und auch gleich die Verwendung eines Kescher zu untersagen. Unsere Nachbarn in Österreich sind uns einiges voraus, wie so oft.
„Bissanzeiger, um über die fehlende eigene Sicht- und Reflexstärke hinweg zu täuschen“
Hier mal ein Ausschnitt aus der Fliegenfischen Juni/Juli 2012 von Roman Moser: „Ich schlenze auf kurzer Distanz die Flugschnur schräg stromauf, hinaus in die schnelle Strömung,
hebe dann die Rute hoch, um möglichst wenig Leine auf dem Wasser zu belassen. Kaum drei Meter konnte der BISSANZEIGER ungestört abtreiben, da tauchte er weg und ich setzte…“
Nur einer von ganz vielen Hochkarätigen, die ihn benutzen plus meiner Wenigkeit. Ich finde es sehr traurig und peinlich.
Mit 205 Unterschriften bis dato, sagt meines Erachten aus, dass die breite Masse unter den Fliegenfischern damit nicht konform geht. Wie sieht es dann in ganz normalen Foren aus? Wir machen uns einfach nur lächerlich mit so einer Argumentation. Einige trommeln im Fliegenfischer-Forum und erscheinen dann nicht in der Petition. Ich bitte doch. Anonym abzustimmen halte ich für absolut unseriös.
Wir Fliegenfischer sind nicht die Könige unter all den angelnden auf unser schönen Erde…
Beste Grüße Jürgen
Tankred Rinder says
Hallo Jürgen,
ich bedanke mich für Deine ausführliche, gedankenreiche und trotz der Wichtigkeit des Themas für Dich, bemessene Kritik am Inhalt meines Artikels.
In der Tat geht der Großteil der Fischer die ich kennen lernen durfte – egal welchen Faches – verantwortungsbewusst und zurückhaltend beim Fischfang zur Sache. Ich selbst hatte das Glück bereits sehr früh zu Anfang meines Fischereidaseins in den frühen 80er Jahren, auf einen in der damaligen Zeit sicherlich ganz besonders progressiven Karpfenangler zu treffen, der mich in das Hobby einführte. Insofern wurde mir als ‘Hänschen’ im Alter von 10 Jahren, die selbstverständliche Verwendung von Schonhaken mit auf dem Weg gegeben. Verzogene Fischmäuler beim Entfernen des Hakens, unweigerlich verstärkter Druck durch die Hand um den Fischkörper, um das widerhakenbesetze Teil aus der Verkeilung im Fleisch zu lösen, gehörten somit im zweiten Jahr meiner fischereilichen Laufbahn der Vergangenheit an. Ich blicke sicherlich nicht sehnsuchtsvoll auf die Zeit davor zurück.
Ich bin der festen Überzeugung, dass eine überwiegende Mehrheit der vehementen Widerhakenverteidiger, sich zu große Sorgen ob des Verlusts des einen oder anderen Fisches macht – und zu unrecht wie ich in diesem Artikel darzustellen versuche. Die These bezüglich der Verwendung von Widerhaken seit Menschengedenken versuche ich zu entkräften, mit diesem Zitat aus einem wunderbaren Artikel unter dem Titel ‘Vollkommen überflüsig‘ aus ‘Der Fliegenfischer’ Heft 44 (2007) von GÜNTER FRÖHLICH / JOSEF NUSTERER / JOCHEN SCHÜCK. Hoffentlich überzeugend in diesem Zusammenhang sind die Fotos akrobatischer Sprünge alaskischer ‘sock eye’ salmon, die auch gelandet werden.
“Weder die allerältesten Angelhaken, von denen wir wissen, noch sämtliche Angelhaken späterer Zeit wiesen Widerhaken auf, und dies obwohl mit ihnen gewiß nicht hauptsächlich aus Spaß an der Freud’, sondern zur Existenzsicherung gefischt wurde. So kennen natürlich auch die Jäger und Fischer der fernöstlichen Kulturen das Widerhakenprinzip seit Jahrtausenden. Doch in China, Korea und Japan blieben bis herauf in unsere Tage widerhakenlose Angelhaken ausgesprochen beliebt. Für die Fischer des Abendlandes dagegen und innerhalb der gesamten Einflußsphäre der westlichen Kultur wurde der „Haken am Haken“ zur unverzichtbaren Selbstverständlichkeit”.
Zum Download ist der vollständige Artikel an dieser Stelle verfügbar; dort einfach runter scrollen und nach Artikel suchen. Sehr, sehr lesenswert!
Aufgrund der ohnehin schwierigen Marktlage kleiner, unabhängiger Artikelhändler möchte ich es mir nicht herausnehmen, die Geschäftspraktik Herrn Stahls zu kritisieren, Haken mit und ohne Widerhaken im Sortiment zu führen. Das Angebot widerloser Haken ist jedoch ein begrüssenswerter und wichtiger Beitrag zur Schaffung des Bewusstseins, das es sich ohne auch ganz gut fischt. Herr Stahl hat diesbezüglich die selbe Erfahrungen wie ich selbst gemacht, die sicherlich von weit mehr als den 205 Unterzeichnern der Petition geteilt wird.
Berechtigt ist Deine Kritik bezüglich der Zurschaustellung auf Forelle & Äsche von Fliegenmustern die auf den Widerhaken nicht verzichten. Bei genauerem Lesen meines Blogs wirst Du aber feststellen, dass ich seit diesem Beitrag keine persönlich gebundenen Muster mit Widerhaken einstelle. Das Handeln anderer kann ich mit mit meinem Appell einzig beeinflussen, jedoch nicht bestimmen. Und niemals würde ich mich über die Fraktion fischender KollegInnen stellen, die auf diesen Haken nicht verzichten möchten. Ich bin der festen Überzeugung, ohne Widerhaken fischt es sich genauso erfolgreich, umumstritten viel schonender für Fische und letzlich weniger gefährlich für einen selbst.
Den Versuch, Leser dieser Zeilen in die Richtung dieser Haltung zu bewegen, möchte ich mir auf keinen Fall nehmen lassen.
Dem Thema ‘Bissanzeiger’ möchte ich gerne in Zukunft einen Artikel widmen, da auch dieses komplex und mit starken Emotionen verbunden ist. Ich bin mir bewusst, das dieses Accessoire besonders in den USA und auch hier bei uns, zur Standard Ausrüstung zählt. Ich vertrete aber die Meinung, dass jeder Fischer – und auch einige Fische – davon profitieren würden, sich dieses Handicap selbst aufzuerlegen. Ich habe auch schon mit Bissanzeigern gefischt, kann der Methode jedoch keine Freude und Genugtuung ob meiner fischereilichen Fähigkeit abgewinnen. Mir geht es mit Bissanzeiger gefangenen Forelle & Äsche ähnlich wie Ted Leeson:
“I released the fish with no sense of achievement, but only the same mixture of shame and profound regret one sometimes feels after “winning” a protracted and particularly bitter domestic argument.”
Der reissende Fluss oder Wildbach und ihre Stromschnellen verlangt wahrscheinlich nach irgendeiner Form von Sichthilfe, doch persönlich bevorzuge ich Klink & Dink wenn die Situation es verlangt. In den relativ gemächlich dahin fliessenden Gewässern des deutschen Alpenvorlands kommt man auch ganz gut ohne aus. Keine alters- oder anders bedingte Sehschwäche vorausgesetzt. Der beste Bissanzeiger ist das mit Mucilin gefettete Vorfach! Versuch es doch einmal. Wirst sehen macht mehr Spass! Auch an der Stelle möchte ich betonen, dass die von mir vertretene Meinung das eigene Handicap nach oben zu schrauben, einzig die persönliche Auseinandersetzung mit dem ‘Wie des Fischfangs’ fördern soll.
Der Schlüssel zu diesem Ansatz lässt sich am Besten aus dem ganzen Absatz herauslesen, in dem die von Dir als peinlich hingestellte Meinung, von mir wie folgt vertreten wird:
“Die Karten sind im Aufeinandertreffen Fisch gegen Mensch nicht mehr gerecht verteilt, wenn man die uns jetzt zur Verfügung stehenden Mittel zum Fischfang betrachtet. Brustwathosen um in immer tiefer gelegene Flussabschnitte vorzudringen. Sinkschnüre und Fliegenbeschwerungen um Forelle & Äsche in ihren letzten Rückzugsgebieten nach zu stellen. Bissanzeiger um über die fehlende eigene Sicht- und Reflexstärke hinweg zu täuschen. Ein Mass an Selbsteinschränkung ist erforderlich um die Waagschale wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Verlust eines kapitalen und vielleicht hart erarbeitenden Fisches ist schmerzvoll, jedoch beileibe nicht das Ende der Welt.”
In diesem Sinne, freundliche Grüße
Tankred Rinder
Angstbartheinzi says
Schonhaken ist super, bei hoher Anzahl untermassiger und empfindlicher Fische, wie Salmoniden, aber ich habe kein Bock, den ganzen Tag zu fischen, auf den einen Biss zu warten, und dann den Fisch zu verlieren, weil der Fisch leichter ausschlitzt. Schonhaken dort, wo es sinnvoll ist, Wiederhaken dort, wo ich den Fisch entnehmen will und keine untermassigen und unter dem Schonmass liegende Fische erwarten muss.
Tankred Rinder says
Hallo Angstbartheinzi,
Schonhaken sind immer zu bevorzugen. Widerhaken schlitzen aufgrund größerer Eindringstelle leichter aus und hinterlassen oftmals sichtbare Verletzungen.
Wie in dem Artikel betont, ist das Chancengleichgewicht im Aufeinandertreffen Mensch gegen Fisch nicht mehr besonders ausgewogen verteilt. Somit stellt der Verlust eines Fisches – selbst eines kapitalen – nicht das Ende der Welt dar.
Da halte ich es mit Ray Bergmann:
In every species of fish I’ve angled for, it is the ones that have got away that thrill me the most, the ones that keep fresh in my memory. So I say it is good to lose fish. If we didn’t, much of the thrill of angling would be gone.
Beste Grüße
Tankred