
Ein guter Freund empfahl mir im letzten Jahr, mich vom Clinch Knoten (dt. Klammerknoten) zu verabschieden. Es dauere zu lange, um ihn zu knoten und mit klammen Fingern ließe er sich schwer binden ist seine Meinung. Dem Argument kann ich in Teilen zustimmen. Er fischt schon seit vielen Jahren fast ausschließlich mit dem Davy Knot, verriet er mir. Einem weniger bekannten Knoten, den ich unter die Lupe nehmen wollte.
Am Wochenende saß ich also abends im Arbeitszimmer und versuchte mir diesen Knoten beizubringen, der so einfach zu binden sei. Um während der monotonen Übung etwas mehr Abwechslung zu erfahren, frischte ich die von mir häufig genutzten Knoten ebenfalls auf. Manche davon versuche ich gerne zu umgehen, da sie die Fingerfertigkeit auf die Probe stellen. Andere wiederum benutze ich sehr selten, dennoch sind sie in bestimmten Situation von großem Vorteil und mit ein wenig Übung einfach zu knoten. An welcher Stelle der Endknoten sitzt, um diesen Exkurs zu beginnen – dort wo ich Backing an der Spule befestige, oder da wo ich die Fliege anknote – bereitet mir Kopfzerbrechen.
Da das Erlernen des Davy Knots – ein Knoten zum Anbringen einer Fliege – den jahrzehntelang erprobten ‘Clinch Knoten’ ergänzen soll, beginne ich aber bei der Schnurspitze und arbeite mich nach und nach bis ans andere Ende der Leine durch, die an der Spule befestigt wird. Es ist erstaunlich wie viele verschiedene Knoten für ein und dieselbe Applikation existieren. Jeder Fliegenfischer hat somit seine Vorlieben. Im Grunde genommen müssen Knoten fürs Fliegenfischen aber drei Aufgaben erfüllen:
- Anbinden einer Fliege
- Anbinden mehrerer Fliegen mittels eines Seitenarms
- Verbinden monofiler Schnüre gleicher oder unterschiedlicher Stärke
Um eine Montage komplett von (leerer) Spule bis zur Fliege aufzubauen, braucht es noch mindestens zwei weitere Knoten und eine Verbindungstechnik (Loop-to-Loop/ Schlaufe zu Schlaufe). Um aber am Wasser gerüstet zu sein, bedarf es wirklich nur der Vorbereitung auf die drei oben genannten Funktionen.
Los geht’s!
1. Knoten zum Anbinden einer Fliege
a. Clinch Knoten (Klammer Knoten).
Das ist mit Sicherheit der am häufigsten verwendete Knoten. Im Grunde genommen ist er einfach zu binden und verfügt über relativ hohe Tragkraft. Experten streiten sich seit Jahren, ob der ‘Improved Clinch Knot’, also der ‘Verbesserte Klammer Knoten’, tatsächlich seinen Namen verdient. Der Diskussion möchte ich mich nicht anschließen, da mir das Testgerät für verlässliche, wissenschaftlich belegbare Aussagen der Art fehlen. Aus der Erfahrung sage ich aber, dass mir beim Anblick’ des Ergebnisses meines Improved Clinch Knot’ oft das Vertrauen in den von mir fabrizierten Knoten fehlt. Den Großteil meiner Fliegen knüpfe ich also mit dem gewöhnlichen Clinch Knoten an. Einzige Tücke aus meiner Wahrnehmung.: Sehr dünne Vorfächer verlangen nach mehr Wicklungen: 6-8 reichen aus.
Gelegentlich gibt es aber besondere Situationen, die nach spezielleren Knoten rufen. Ich empfehle, sie im Repertoire zu haben, auch wenn sie seltener genutzt werden.
b. Non Slip Mono Knoten
Streamers, naturgetreue oder phantasievolle Nachahmungen von Fischen und anderen Lebewesen, wirken am lebendigsten, wenn sie etwas mehr Bewegungsfreiheit besitzen. Darum nutze ich diesen Knoten sehr gerne, da er dem Streamer viel Spiel beim Abtreiben oder Einholen verleibt. Von der Verwendung von dünnem Vorfach rate ich aber ab. Mindestens 0.22mm verwende ich. Weniger aus dem Grund, dass ich die Tragkraft des Knotens anzweifle, sondern weil beim Streamerfischen mit heftigen Einschlägen zu rechnen ist. Das ist eine Belastung für jeden Knoten.
c. Surgeon Loop Knot (Chirurgen Schlaufen Knoten)
Sollte dir der Non-Slip Mono Knoten zu umständlich erscheinen, kannst du mit dem Chirurgen Schlaufen Knoten den selben Effekt erzielen. Dieser Knoten ist definitiv einfacher zu binden. Zudem ist das Prinzip hinter der Chirurgen Schlaufe – zwei bis drei Überschläge zweier parallel aneinander gelegter Schnüre – ein Verbindungssystem, dass in weiteren Anwendungen eingesetzt wird. (z.B. Seitenarmen, verknüpfen von Vorfach mit Fliegenschnur). So zählt der Chirurgen Knoten mit seinen Abwandlungen zu den hilfreichsten Knoten, die du erlernen kannst.
d. Davy Knoten
Jetzt, wo ich ihn mir beigebracht habe, kann ich die Argumente für diesen Knoten sehr gut verstehen. Was ihn aber meiner Meinung nach wirklich auszeichnet, ist der kleine Knotenkopf. Darum ist der Davy Knot speziell für Fliegen in Größe #18 und kleiner sehr empfehlenswert. Nicht umsonst wird er auch Midge Knot genannt. Er hat allerdings seine Tücken und mehr als bei anderen Knoten, empfehle ich, sehr gut zu testen, ob er auch wirklich gut sitzt und hält. Es dauerte eine Weile bis ich den Davy Knoten so knüpfte, dass ich absolutes Vertrauen in seine Festigkeit hatte.
2. Knoten zum Anbinden mehrerer Fliegen mittels Seitenarms
Es ist zwar nicht überall erlaubt: Doch zwei Schnüre zu verbinden, um an einem der beiden abstehenden Enden eine weitere Fliege anzuknüpfen (HINWEIS: immer das nach unten in Richtung Schnurspitze zeigende Ende nehmen), gehört zu meinem Angelalltag. Die Technik dafür verbindet aber an sich einfach zwei Schnüre. Das wiederum kann auch dazu genutzt werden, um Vorfächer zu verlängern. Für diesen Zweck alleine lohnt es, sich die Technik beizubringen.
a. Double / Triple Surgeon’s Knot (Chirurgenknoten)
Wie eben unter 1.c erwähnt, ist der Chirurgenknoten einer der der einfachsten und vielseitigsten Knoten, die du lernen kannst. Für die Forellen & Äschen Fischerei ist er trotz der geringeren Festigkeit, die ihm nachgesagt wird, ein ausreichend verlässlicher Knoten. Ich verwende ihn in erster Linie dazu, um zwei monofile Schnüre gleicher Stärke zu verbinden und so einen Seitenarm für den gleichzeitigen Einsatz von mehr als einer Fliege zu schaffen. Unter bestimmten Umständen knipse ich aber beide abstehenden Enden ab und verlängere mit diesem Knoten einfach das Vorfach.
3. Knoten zum Verbinden monofiler Schnüre gleicher oder unterschiedlicher Stärke
a. Blood Knot (Blutknoten)
Blut, Schweiß und Tränen verursacht das Erlernen des Blutknotens. In Zeiten vor gezogenen Vorfächern war er die gebräuchlichste Methode, um Schnüre unterschiedlichster Stärken zu einem sich verjüngenden Vorfach zu verknüpfen. Der Blutknoten verlangt aber mehr Fingerfertigkeit und Übung als alle anderen von mir genutzten Knoten und ich wünschte mir beim Knüpfen oft eine dritte Hand. Die Zuhilfenahme der Zähne bei der Erstellung ist nicht verwerflich. Bringe Geduld mit, wenn du ihn erlernen möchtest.
Er ist aber ein unerlässlicher Knoten, möchte man flexibel auf die Begebenheiten am Wasser reagieren. Es gibt viele Gründe für und wider dem selbstgeknüpften Vorfach. Auffällig bei der Beobachtung echter Experten beim Fliegenfischen ist deren kontinuierliche Anpassung der Vorfachlänge während der Angelei. Auf die Fähigkeit Schnüre nach Belieben sicher zu verbinden und zu verlängern solltest du nicht verzichten. Es ist ein Erfolgsfaktor unter vielen beim Fliegenfischen.
Seit längerem suche ich nach Wegen, den Blutknoten verlässlich und schnell zu binden. Vor wenigen Tagen stieß ich auf diese Anleitung, die mich trotzt der unkonventionellen Art den Blutknoten zu knüpfen, sehr überzeugt hat.
Erinnert dich diese Bindemethode doch zu sehr an das unter Mädchen beliebte Fadenspiel oder den Fingertwist, versuche dich an dieser klassischen Methode mit einer kleinen Hilfestellung.
Geschätzt wird der Blut Knoten von Anglern vor allem deswegen, weil die Schnur in einer Linie liegt. Das schafft kleine Knoten, die bei selbst geknüpften Vorfächern mit geringem Widerstand durch die Rutenringe gleiten. Genutzt wird er auch für die Schaffung von Seitenarmen. Eines der beiden Schnurenden, die im 90° Winkel abstehen, wird dabei nach der Fertigstellung nicht abgekniffen, sondern als Seitenarm genutzt. Man verspricht sich davon, das Verheddern der extra Fliege mit der Hauptschnur zu verhindern. Auch hier gilt, immer das nach unten in Richtung Schnurspitze zeigende Ende zu nutzen. So verringerst du die Auswirkung der Zugkraft auf den Knoten.
b. Perfection Loop (Anglerschlaufe)
Schlaufenverbindungen (engl. loop-to-loop connection) zählen für mich zu den essentiellsten Knotentechniken, die ich als Fliegenfischer beherrschen muss. Ich verwende sie, um Schnüre miteinander zu verbinden, die ich bei Bedarf schnell und unkompliziert wechseln kann. z.B. bei Vorfächern die ich mit der Schlaufe der Fliegenschnur verbinde, oder an Sichthilfen beim Euro-Nymphing, um die Stärke/Länge des Tippets durch eine simple Loop-to-Loop Verbindung variieren zu können. Schlaufenverbindungen sind sicher und besitzen eine hohe Knotenfestigkeit.
Der Perfection Loop ist zwar nicht der einfachste aller Schlaufenknoten, aber noch immer einfach zu erlernen. Sein großes Plus ist eine Schlaufe, die in einer Linie mit der Schnur liegt. Es ist der perfekte Verbindungsknoten für das Vorfach mit der Fliegenschnur.
c. Surgeons Loop (Chirurgen Schlaufe)
Noch einfacher gelingt es mit dem Surgeons Loop eine Schlaufe ans Ende eines Vorfachs zu knüpfen. Trotzt der Leichtigkeit die Schlaufe zu knoten, hält die Verbindung der beiden Schnüre sicher.
Knoten zum Befestigen von Backing, Schnur und Rolle
Fernab vom Wasser wirst du auch gelegentlich Knoten brauchen. Diese musst du nicht blind knüpfen können. Es schadet aber nicht zu wissen, welcher Knoten du dich bedienen kannst, um z.B. das Backing an der Spule, und die Fliegenschnur am Backing anzubringen.
a. Albright Knot
Während die zuvor genannten Verbindungsknoten hervorragend bei Schnüren ähnlichen Materials und Durchmesser angewandt werden können, braucht die Verbindung zweier andersartiger Schnüre (z.B. Fliegenschnur mit Backing) einen weiteren Knoten. In der Zwischenzeit werden zwar manche Fliegenschnüre mit Schlaufen an beiden Enden angeboten. Viele Hersteller liefern aber ihre Schnüre noch immer mit losen Enden an beiden Seiten aus. Also braucht es einen Knoten, der das Backing sicher mit der Fliegenschnur verbindet. Die wenigsten werden diesen Knoten regelmäßig brauchen. Es schadet aber nicht zu wissen, welcher Knoten seit Jahrzehnten für diese Applikation genutzt wird.
b. Arbour Knot
Noch seltener als das Backing mit der Fliegenschnur zu verbinden, muss man das Backing an der Fliegenrolle befestigen. Kaufe ich mir aber eine neue Rolle, erreicht mich die ohne Backing. So muss ich zumindest wissen, wie ich das Backing am Spulenkern anbringe. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Tragfähigkeit dieses Knotens bei mir schon einmal getestet wurde.
Wenn du, wie ich im Moment, mit einem Kribbeln unter den Fingern bereits auf den Beginn der Forellensaison wartest, vertreibe dir doch die Zeit mit dem Knüpfen von Knoten. Erst letztes Jahr verzweifelte ich im Halbdunkel mit zittrigen Händen am Blutknoten. Als er mir endlich so gelang wie ich es wollte, war der Schlupf dann auch zu Ende. Das soll nicht wieder vorkommen.
Willst du dir ein Bild verschaffen, über die unglaubliche Menge an Knoten für alle Bereiche der Angelei, schaue doch auf der Seite Angelknotenpage.de vorbei. Faszinierend!
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Hallo Tankred,
super Tip mit dem Davy Knot. Der hat mich sofort überzegt. Ich werde ihn am Wasser im Frühjahr sicherlich ausgibig testen. Vom doppelten Chlinchkopten bin ich schon lange abgekommen und mache seitdem einen Knoten, dessen Namen ich nicht weiß, den mir Lothar Hammer ein begnadeter Fliegenfischer beigeracht hat. Ich nenne ihn den umgekehrten Chlinchknoten.
Für den Davie Knot funktioniert meine Hakenlösezange von Scierra super (ganz schmale zierliche Flachzange von super Qualität). Die hängt eh an der Weste obwohl ich sie meist nicht brauche. Jetzt wahrscheinlich wieder öfter vor allem bei klammen Fingern.
L.G. Peter
Hallo Peter,
danke für das Kompliment – es tut gut zu wissen, gute Tipps an die Leser von F&Ä weiterzugeben. Der ‘umgekehrte Clinchknoten’ interessiert mich. Sollte es in diesem Jahr gelingen, uns persönlich kennenzulernen, zeigst du ihn mir bitte. Interessant finde ich, dass du nun schon der zweite Leser bist, der den Davy Knot mit einem Hilfsmittel bindet. Den Trick muss ich recherchieren.
Tight knots!
Tankred
Hallo zusammen, und hier ist der dritte Leser der nur noch ausschliesslich seine Knoten mit einem Hilfsmittel bindet. Ab einem gewissen Alter und einsetzender Nahsehschwäche unterscheidet dies zwischen gelandetem und verlorenem Fisch
Hallo Herr von Richter,
altern mit all seinen ärgerlichen Nebenerscheinungen ist natürlich ein Argument für die Hinzunahme von Hilfsmitteln. Einer meiner Gründe gegen z.B. die Nutzung eines Pitzenbauerrings ist die Tatsache, dass ich für die Verbindung von zwei Schnüren zwei Knoten benötige. So füge ich dem Vorfachsystem einen weiteren Knoten (eine Schwachstelle) hinzu, anstatt mit einem einzigen die beiden Monofile zu verknüpfen. Letztendlich – jeder macht es so, wie es für ihn am besten funktioniert.
Viele Grüße, Tankred
Hallo Tankred,
super klasse diese Mail bzw Newsletter !!
Den Davy bzw Double-Davy Knoten kurze ich seit letzten Jahr vorwiegend und nutze zum binden eine Pinzette 😇. Diesen Knoten +Trick hab ich aus einem Bericht in einer FliFi-Zeitschrift mit Hinweis auf tschechische Fischer und das ‘EZ – switch tool’ wobei das Tool zwar super praktisch ist aber viel zu teuer verkauft wird.
Tight lines aber zuerst tight Knots 😂
Markus
Hallo Markus,
freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt. Noch mehr begeistert bin ich davon, dass du den Tipp meines Freundes unterschreibst, den Davy Knoten zu beherrschen. Am Wasser bemühe ich mich zwar, so wenige Sachen wie möglich dabei zu haben. Für eine Pinzette sollte schon noch Platz sein.
Tight knots!
Tankred