
Sie erhebt zwar nicht den Anspruch, ein ikonisches Muster zu sein wie Coco Chanels „kleines Schwarzes“. Und doch höre ich an neuen Gewässern auf die Frage nach dem passenden Muster am häufigsten denselben Rat: „Schwarz geht immer.“ Während das 1926 entworfene Kleid zeitlose Eleganz und Schlichtheit verkörpert, steht die 1886 von Frederic Halford gebundene Black Gnat für ein ebenso universelles Muster – sie imitiert Insekten wie Märzfliegen, Weißdornfliegen, Hagedornfliegen oder Märzhaarmücken. Allen gemeinsam ist ihre Zugehörigkeit zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera).
Im Gegensatz zu den aquatisch lebenden Vertretern dieser Ordnung, etwa den Chironomiden (Buzzers), handelt es sich bei den unter dem Begriff Black Gnats zusammengefassten Insekten um terrestrische Arten. Für Fliegenfischer sind sie besonders interessant, weil sie ihre Eier gern in ufernahen, feuchten Bereichen ablegen. Ein kräftiger Windstoß genügt – und schon landen sie auf der Wasseroberfläche. Dort werden sie nicht selten bevorzugt von Forellen und Äschen genommen – wohl, weil sie in großer Zahl ins Wasser geweht werden, während Eintags- oder Köcherfliegen oft weniger massenhaft schlüpfen.
Fun Fact: Die legendäre Modedesignerin Coco Chanel hatte tatsächlich eine Verbindung zum Fliegenfischen – über keinen Geringeren als Charles Ritz. Sie bewohnte über 35 Jahre lang eine Suite im obersten Stockwerk des Ritz Paris, direkt gegenüber seiner. Durch ihre langjährige Beziehung mit dem Herzog von Westminster, einem engen Freund und Fliegenfischer-Kollegen von Ritz, fand die unkonventionelle Mode-Ikone schließlich selbst zur Fliegenrute.
Meinen guten Bekannten Andy Paschek (alias @mojoflies auf IG/FB), mit dem sich seit dem letzten Herbst eine wachsende Freundschaft entwickelt, habe ich gefragt, wie er wohl eine klassische Black Gnat interpretieren würde. Herausgekommen dabei ist ein Muster, dass sich an allen Merkmalen einer klassischen North Country Nassfliege orientiert. Zurecht, wie ich meine. Anders als aquatische Insekten wirken Terrestrials am Wasser äußerst hilflos und sind rasch dem Ertrinken ausgeliefert.
Black Gnat (klassisch)Materialliste
▪ Haken: HANÁK H500BL # 16-18
▪ Faden: black
▪ Körper: 3-4 Äste aus einer Blue Jay (Eichelhäher) Fahne
▪ Flügel: Star – Schwanzfeder. Nimm ein Federnpaar mit deutlichen braunen Spitzen
▪ Hechel: Star


1 Haken einspannen, Grundwicklung legen und aus der Schwungfeder (links) 2-3 Äste hernehmen

3 Einbinden, nach vorne wickeln und gut ein Viertel des Schenkels vor dem Öhr freilassen (s. unten)

3 Aus dem Schwanz zwei Federnspitzen mit deutlich heller Färbung hernehmen

4 Als dünne Flügel links und rechts einbinden


5 Hechel aus der Unterseite des Flügels hernehmen. Länge ca. 1,5 x die Körperlänge

5 Zwei bis drei Windungen, abbinden und mit Kopfknoten versehen. Fertig ist die Black Gnat in Anlehnung an Frederic M. Halford
Der Steirer Andy Paschek machte sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Namen als Fliegenbinder. Seine Kreationen sind originell und hervorragend gebunden und in Szene gesetzt. Mit Begeisterung verwendet er CDC, das wie im folgenden Beispiel den Flügeln von Trockenfliegen ein wunderbare diffuse Durchsichtigkeit verleiht. Um der Fliege zusätzlichen Auftrieb zu verleihen, spreizt er die CDC Federn mit Antron.
Black Gnat (Variante)
Materialliste
▪ Haken: HANÁK H130BL # 16-20
▪ Faden: schwarz
▪ Körper: Pfauengras im Dubbing-Loop verdrallt
▪ Flügel: CDC (natural light grey) gesplittet mit Antron (Farbe tan)
▪ Hechel: Hahn schwarz


1 Haken einspannen, Grundwicklung legen und eine Pfauengrasfiber einbinden

2 Eine Dubbing Schlaufe bilden, abbinden und den Faden nach vorne bringen

3 Um das brüchige Pfauengras vor den spitzen Forellenzähnen zu schützen, wird es im Dubbingloop verdrallt. Anschließen damit den Körper formen (s. unten)


4 Antron 90 Grad zum Haken einbinden um den CDC Flügel zu splitten. Mit dieser Bindeweise lassen sich die Flügel mit relativ wenig Antron weit auseinander spreizen.

5 Danach zwei CDC Federn direkt am Haken einbinden.

6 Beide Antronstränge nach vorne mittig durch die CDC ziehen und abbinden (s. unten).


7 Eine schwarze Hahnenhechel einbinden und eine einzige Windung um den Haken machen. Danach abbinden und einen Kopfknoten anbringen.

8 Voila, die fertige Fliege. Dass die fängt, lässt sich nicht nur erahnen. Den Beweis liefert Andy Paschek (aka @mojoflies) gleich mit.

‘Die kleine Schwarze’ geht halt wirklich (fast) immer. Wer sich schon einmal den Kopf zerbrochen hat, welches auf die Entfernung nicht leicht zu identifizierende Insekt mit Gusto von den Forellen genommen wird, sollte vielleicht zu einer kleinen schwarzen Fliege greifen. Die Chancen stehen gut, dass es sich um diese nichtssagenden Terrestrials handelt. Vielen Dank für diesen Beitrag Andy Paschek!
Discover more from Forelle & Äsche | Fliegenfischen | Fliegenbinden
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Lieber Tankred!
Dein Artikel ist sowohl informativ, als auch wunderbar leicht und inspirierend. Es ist mir wirklich eine Ehre, die Fotos dazu beizutragen. Zur Zeit sind Tanzmücken am meinem Hausgewässer unterwegs und auch da leistet die Black Gnat hervorragende Dienste.
Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder und probieren die kleine Schwarze gemeinsam aus.
Beste Grüße aus der Heimat, mein Freund.
Andy
Lieber Andy, vielen Dank für den Strauß Blumen. Zu danken habe aber ich dir! Tolles Muster spitze in Szene gesetzt. Ich kann es nicht erwarten, mit dir gemeinsam bald die Mur zu befischen. Homecoming!
Grüße, Tankred
Klasse, Tankred, dass Du diesen super Hinweis und ausführlichen Artikel hier rein gestellt hast !!!
Ich mag die kleine Schwarze auch ganz besonders und finde vorallem die mit ganz wenig Pfauenherl im Thoraxbereich als wahrscheinlich beste Universalfliege.
Wenn ich nur mit einer Fliege fischen dürfte, wäre es ganz klar diese.
Freut mich Markus, dass dir der Beitrag gefällt. Es deutet auf sehr viel Überzeugung hin, wenn du ‘die kleine Schwarze’ allen anderen Fliegen vorziehst. Von Pfauengras bin ich auch restlos begeistert und den irisierenden Hingucker am Thorax integriere ich in der Zwischenzeit in vielen Fliegen, die traditionell ohne gebunden werden… z.B. Partridge & Orange
Grüße, Tankred