© flickr: pfly
Woolly Bugger oder Wooly Bugger, egal wie es geschrieben wird. Als Russell Blessing den WB 1967 die Welt erblicken ließ, hatte er die Imitation einer Hellgrammite im Sinn. Nun wird man nach einer Hellgrammite, dem Nymphen Stadium einer Dobsonfly – aus der Familie der Großflügler (Megaloptera) und eng verwandt mit den Schlammfliegen (Alder Fly) – verzweifelt in heimischen Gewässern suchen. Genau so gut aber nach hellgrünen oder neongelben Insekten und anderen Wasserlebewesen. Und doch stürzen sich Forellen auch hierzulande wie wild auf den Woolly Bugger. Selbst in schreiendsten Farben. Wie ein Jack Russel Terrier auf einen Jogger in Midlife-Crisis Turnschuhen.
Der Trumpf des Woolly Buggers ist seine Vielfältigkeit. Mit dem Wooly Bugger imitiert man nicht nur Schlammfliegen, sondern auch Egel, Libellennymphen, Steinfliegen, Köcherfliegen, Flusskrebse und Fischbrut. Sein auffälliges Verhalten im Wasser durch die Flauschigkeit des Marabouschwänzchens und die Tauchbewegungen durch das Körperblei, reizen Forellen – und auch Hecht, Karpfen, Barben, Döbel, Rotaugen – einfach dazu, sich den vermeintlich proteinreichen Happen nicht entgehen zu lassen.
Trotz des irgendwie nichtssagendem Äußeren – man denke an den Fliegenkauf im Tackleshop: ein schwarzes Knäuel Haar im Schaukasten – ist der Woolly Bugger ein besonders durchdachter Entwurf einer Kunstfliege. Dead-drift gefischt ist der WB eine effektive Karikatur einer Steinfliegennymphe oder eines Egels. Im Wet-Swing oder zurück gestrippt, deutet der WB einen durch die Strömung flitzenden Kleinfisch oder Flusskrebs an. Nur wenige Fliegenmuster sind in der Lage aquatische Insekten als auch beflosste Beute anzudeuten. Und genau darin liegt das Geheimnis des Woolly Buggers.
Die Bindeweise des Woolly Bugger übt einen beachtlichen Einfluss auf die Führungseigenschaften dieses facettenreichen All-Zweck Musters aus. Der Woolly Bugger kann in jeder Wassertiefe gefischt werden, auch wenn er in erster Linie beschwert gebunden wird, um grundnah eingesetzt zu werden. Bleidraht der um die Körpermitte gewickelt wird eignet sich für diesen Einsatz am besten. Wird der Woolly Bugger mit einem Tungstenkopf beschwert, verleiht diese Bindetechnik dem WB beim Einholen den berüchtigten Sägezahnverlauf.
Die Kopfbeschwerung sorgt für die reizvolle Tauch-und Aufstiegbewegung, wenn man die Schnur richtig zu führen weiß. Das heißt Rutenspitze auf oder gar leicht unter die Wasseroberfläche, damit der Zug auf die Schnur und das Vorfach stoppt, sobald man mit dem Strip aufhört. Meist wird die Rutenspitze zu hoch gehalten und der Schnurbogen sorgt für weiteren Vortrieb. So zieht das Gewicht der Schnur weiter, indem sich unter der Rutenspitze ein Schnurbogen bildet.
Man kann dieses Muster in allen erdenklichen Farbkombinationen und Binde Varianten ausprobieren. Was die Bindekiste eben so hergibt. Schwarz, Olive und dunkelbraun sind in angestaubten Gewässern oder in der Dämmerung sehr gut Auch unbeschwert und flach geführt fischt der WB sehr effektiv. Und das schwer zu übertreffende Design des Woolly Buggers – langschenkeliger Haken, palmered Körper, langes Marabuschwänzchen – stand Pate für unzählige andere Muster. Vom Polar Magnus zur Humungus.
Bei der See/ Stauseen/ Meeresfischerei nahm der Woolly Bugger schon immer einen prominenten Platz in meiner Fliegendose ein. Doch irgendwie kostete es mich eine große Überwindung, den Woolly Bugger in Klein- und Mittelflüssen an das Vorfach zu knüpfen. Dabei ist gerade in der kühlen Jahreszeit, an der Insektenaktivitäten sehr unregelmäßig eine verlässliche Nahrungsquelle für Forelle darstellen, der Griff zum Woolly Bugger der beste Garant für einen aufregenden Saisonstart. Ich werde auf jeden Fall eine gute Auswahl in verschiedensten Farben und Größen für den kommenden März binden. Denn den durchwachsenen Start der heurigen Saison möchte ich nicht wiederholen.
Sven Ostermann – Woolly Bugger
Sven hat die Farbe weiß gewählt, da diese im Winter besonders erfolgreich ist und sowohl als Fischimitation als auch reine Reizfliege gefischt werden kann. Sven Ostermann ist ein Verfechter des Designgrundsatzes: ”Weniger ist öfters mehr”. Keine dichte Palmerung, nur eine einzige Truthahnfeder und ganz ohne Kopfhechel kommt diese sehr elegante Variante des Woolly Buggers aus.
Bindematerial: Haken: Daiichi 2220-08 #8
Kopfperle: Messing 4mm
Bindefaden: Dyneema
Rippung: Silberdraht (später entgegengesetzt zur Hechel winden, um Hechel zu stabilisieren)
Schwänzchen: Spitze einer Truthahnfeder (Marabu als Ersatz)
Körperhechel: Hahnenhechel weiß/cream mit der Spitze zuerst eingebunden
Körper: Irisee Dubbing in Dubbingschlaufe (dichter für mehr Wasserduck beim Strippen, spärlicher für besseres Absinken)
1. Eine Messingperle auf den Haken aufziehen, im Bindestock fixieren, eine Grundwicklung legen und ein Stück Silberdraht am Hakenschenkel einbinden.
2. Eine Truthahn- oder Marabufeder am Hakenschenkel einbinden. Den Binde Rest nicht abschneiden, sondern damit einen schlanken Körper formen, um dem Dubbing besseren Halt zu verleihen.
3. Eine weiche Hahnenhechel an der Spitze einbinden. Das weiße Irisee in einer Dubbingschlaufe zu einem Strang formen – dichter für mehr Wasserduck beim Strippen, spärlicher für besseres Absinken.
4. Einen gleichmäßigen Körper bilden um die Dubbingschlaufe vor dem Messing Kopf abbinden.
5. In gleichförmigen Windungen, mit der Hahnenhechel den Körper palmern.
6. Mit dem Silberdraht eine gleichmäßige Körperrippung legen. Entgegengesetzt zur Binderichtung der Hahnenhechel vorgehen. Dieser Vorgang kreuzt die Hechel und fixiert diese. Selbst scharfe Forellenzähne, können somit der Fliegen wenig anhaben. In Zick-Zack Bewegungen den Draht zwischen den Hecheln durchführen, um die Fibern der Hechel nicht nieder zu binden. Voila!
The Humungus
Ich habe mich für ein bekanntes englisches Muster der Stauseefischerei entschieden. Die Humungus ist ebenfalls ein älteres Muster, das die einzig- artigen Eigenschaften des Woolly Bugger zusammenführt. Langschenkeliger Haken, palmered Körper, langes Marabuschwänzchen, beschwerter Kopf, um die charakteristische Sägezahn Führung dieses fängigen Musters zu ermöglichen.
Bindematerial:
Haken: Kamasan B830 #8
Kopf: Kugelkettenaugen
Bindefaden: Schwarz
Rippung: Ovales Silber Tinsel
Schwänzchen: Marabu schwarz, Krystal Pearl Flash
Körperhechel: Hahnenhechel grizzly
Körper: Lite Brite Polar Pearl
1. Die Kugelkettenaugen mit einer Kreuzwicklung am Haken befestigen, Eine Grundwicklung legen und danach ein Bündel Fibern einer Marabufeder am Hakenschenkel einbinden. Den Binderest nicht abschneiden, sondern damit einen schlanken Körper formen, um dem Dubbing besseren Halt zu verleihen.
2. Drei Fibern Krystal Pearl Flash auf der Vorderseite des Hakens einbinden, die die ungefähre Länge des Schwänzchens ausmachen.
3. Tipp: Die Krystal Pearl Flash Fibern auf die Rückseite des Hakens umlegen, fixieren und die Bindereste auf Länge des Schwänzchens zuschneiden.
4. Am Hakenschenkel zuerst etwa 15-20 cm ovales silbernes Tinsel einbinden. Alternativ kann dazu Silberdraht verwendet werden. Danach eine weiche grizzly Hahnenhechel an der Hechelspitze einbinden.
5. Mit dem Lite Brite Polar Pearl, oder anderem irisierendem Dubbing einen Strang bilden.
6. Einen gleichförmigen Körper formen – dichter für mehr Wasserduck beim Strippen, spärlicher für besseres Absinken.
7. In gleichförmigen Windungen, mit der Hahnenhechel den Körper palmern. Mit dem ovalen Tinsel eine gleichmäßige Körperrippung legen. Entgegengesetzt zur Binderichtung der Hahnenhechel vorgehen. Mit einem Kopfknoten versehen und das Garn an Kopf als auch den Kettenaugen mit Bindelack versiegeln.
Und fertig ist die Humungus. Solltet Ihr mehrmals hintereineinader, vorsichtige Bisse in der Leine vermerken die sich nicht zu einen soliden Zug an der Leine verwandeln, kürzt das Schwänzchen, indem Ihr zwischen Euren Fingerspitzen die Länge des Marabus und das Krystal Flash mit einem Nipper kürzt.
Happy Tying! Viel Erfolg mit dem Woolly Bugger und der Humungus!
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